Freitag, 22. Januar 2016

In Erinnerung an einen Erklärer



Ein Fundstück, das ihn als genau das Schlitzohr zeigt, das er auch gewesen ist: Steffen Drenkelfuß, seinerzeit Stadtsprecher in Halle, erfüllt den Wunsch des MDR, das Phänomen der überall in der Stadt angeklebten Streetart-Fliesen zu erläutern.

Steffen Drenkelfuß selbst hatte keine Ahnung, was das ist und wozu es dient, wer es macht und weswegen. Vor der Kamera aber knipste er einfach die Kundigkeit an. Und erklärte das Unerklärbare.

Er fehlt.

Dienstag, 12. Januar 2016

Bil­der­flut vom Erd­be­glei­ter

Mit mehr als zehntausend Fotos hat Kipp Teague vom Project Apollo Archive beim Fotoportal Flickr den wahrscheinlich größten Bestand an Bildern von der Mondlandung hochgeladen, der bisher öffentlich verfügbar war. Mehr als 40 Jahre nach der letzten bemannten Mondmission steht damit ein nahezu unerschöpflicher Schatz an Fotos von den verschiedenen Mondmissionen in hoher Auflösung zur Verfügung.

Darunter sind faszinierende Fernaufnahmen der Erde, fotografiert aus dem Mondorbit, Bilder aus den Raumfahrzeugen, aber auch Fotos der Raumfahrer bei ganz alltäglichen Verrichtungen und akrobatischen Außeneinsätzen. Ganz besonders interessant ist der Umstand, dass oft nicht nur einzelne Bilder, sondern fortlaufende Filmrollen veröffentlicht wurden, die Einblicke in den Alltag der Raumfahrer ermöglichen. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa unterhält auf Flickr zusätzlich noch ein offizielles Fotoarchiv namens "Nasa on the Commons", das weitere Fotos der Mondmissionen enthält.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Jemen: Die im Inneren brennende Nation


Graue Gipfel, ein Himmel wie aus Seide, subtropische Täler und Wüsten voller Wolkenkratzer aus Lehm: Der Jemen, einst Reich der Königin von Saba, war einmal ein bekanntes und beliebtes Reiseland. Mittlerweile aber ist er Schauplatz der Schlachten fremder Staaten, ein failed state, geplagt von Stammeskriegen, Drogenhandel und Islamismus. Eine Ursachensuche fällt nicht schwer, denn wo 1950 noch 4,3 Millionen Menschen lebten, werden sich 2025 schon 43 Millionen drängen. Nach Überzeugung des Bremer Zivilisationsforschers Gunnar Heinsohn entsteht so eine "im Inneren brennende Nation", die unter einer so gewaltigen Bevölkerungsexplosion leiden, dass zahllose dritt- und viertgeborene Söhne keinerlei Karrierechance innerhalb der Gesellschaft haben.


Die Häuser von Thula liegen wie graues Geröll am Fuße der Felsen, die unvermittelt aus dem flachen Land wachsen. Eine Autostunde von Sanaa, wo die Teerstraßen enden, ist der Himmel blank wie frisch geputzt und wolkenlos blau. Darunter lehnt Helmut am Stadttor und wartet auf Besucher, die Hände malerisch auf seinen "Janbíya" genannten Dolch gestützt. Seit der 17-Jährige, der eigentlich Abdul heißt, nicht mehr zur Schule geht, schlägt er sich als Touristenführer durch. "Aber es kommen nicht mehr so viele Leute", sagt Abdul, der sich extra für deutsche Besucher Helmut nennt, "früher war mehr los."

Jetzt aber liegt das malerische Städtchen mit den weißbemalten runden Fenstern still in der Mittagssonne. Silber-Händler hocken in ihren Ständen, eine alte Frau treibt ihre Kuh die Gasse entlang. Nachdem das deutsche Außenministerium vor Jahren eine Reisewarnung für den Jemen ausgab, machen sich die Neugierigen aus dem Westen rar, die früher als endloser Strom durch die uralte Stadt auf 2 600 Metern Höhe flanierten. 

Helmut aber hat von ihnen Deutsch gelernt, von dem einen dieses Wort, vom nächsten jenes. "Heute", grinst er, "würde das nicht mehr funktionieren." Denn Jemen, das klingt selbst für welterfahrene Deutsche zuallererst nach Entführung und erst viel später nach Geschichte, Kultur und Königin von Sabaa. "Das ist sehr schlimm", klagt Moammed Al-Asadi, Chefredakteur des "Yemen Observer", "aber es ist eben so."

Und so lange es so ist, bleiben die Zeiten nur Erinnerung, in denen der Jemen eines der angesagten Reiseziele für entdeckungslustige Individualtouristen aus aller Welt war. Zum Leidwesen vonAbdulnasser Alschuaibl, der in der DDR studiert hat und heute als Reiseleiter für die Abu Taleb Group (ATG) arbeitet. Wenn es Arbeit gibt.

Im Alltagsleben des Landes, das ebenso reich an Geschichte wie an imposanten Naturdenkmälern ist, herrschte für eineige Zeit wirklich wieder Normalität. Wo noch Anfang der 2000er Jahre jeden Morgen eine Autokarawane gebildet wurde, um Waren und Reisende unter Armeebewachung sicher durch die Berge etwa in die nördlich gelegene Stadt Mahrib zu bringen, durfte jeder fahren wie und wann er mochte. Es gab keine Versorgungslücken, keine Feindseligkeit Westlern gegenüber.

Doch die Idylle hielt nicht lange.  Zwischen den kahlen Gipfeln der Dreitausender um Sanaa und den glühend heißen Tälern, die hier Wadi genannt werden, entfaltet der Krieg inzwischen wieder seine ganze Gewalt. Außerhalb ist gar nicht nmehr klarm,w er warum gegen wen kämpft. Stämme gegen den Westen, gegen die Regierung? Rebellen gegen die Regierung, Al Kaida gegen die Bedeutungslosigkeit? Aufständige gegen Korruption? Die Landschaften sind hart, staubig und schwer auf den ersten Blick nicht ins Herz zu schließen. Umso größer aber war früher die Freundlichkeit der Menschen, die den im Jeep vorüberfahrenden Fremden nicht nur begeistert nachwinkten, sondern bei jeder Pause herbeiströmten, um zu schwatzen.

Wo sind die heute ale hin? Wie konnte das alles passieren? Neben der starken Prägung durch den Islam haben sich unter den stolzen Jemeniten Sitten und Gebräuche erhalten, die nirgends sonst existieren. Das Qat-Kauen etwa, das eine ganze Wirtschaftsbranche antreibt, die einzige im Land, die wirklich funktioniert, weil sie riesige Gewinne abwirft. Kaum ist es Mittag geworden, schwärmen die Männer aus, sich ihre Tagesportion Qat-Blätter zu besorgen. Die wird dann am Nachmittag allmählich zerkaut und in der Backe verstaut. "Das verhindert, dass man müde wird", lobt Abdulnasser Alschuaibl, "so ähnlich wie Kaffee." Eine Angewohnheit, die sich die Jemeniten nicht nehmen lassen. Wie das Tragen ihres "Janbíya", der - in Bauchhöhe in den Gürtel gesteckt - unpraktisch ist, aber als Statussymbol gilt.

Und auf Statussymbole wird viel Wert gelegt. Außerhalb der Städte, in denen das Mitführen von Waffen verboten ist, tragen noch immer viele Männer ihre Kalaschnikow, meist alte, klapprige Modelle, draußen in den Bergen gibt es zuweilen auch spontane Schießübungen von einem Berg zum anderen. Oder ist das schon wieder der Krieg?

Halle/Saale historisch: Wie Halle-Neustadt gebaut wurde



Samstag, 2. Januar 2016

Handymarkt: Ende des mobilen Wunders

Ein Jahrzehnt nach dem ersten Smartphone ist die Luft raus aus dem mobilen Markt.

Das neue Zeitalter begann am 9. Januar 2007, als Apple-Chef Steve Jobs bei der Macworld Conference in San Francisco auf die Bühne trat und dem staunenden Publikum das erste iPhone präsentierte. Eine Revolution, die in nicht einmal zehn Jahren seitdem die ganze Welt verändert hat. Dem Smartphone-Pionier Apple folgten zahlreiche weitere Hersteller wie Samsung, LG und Microsoft. Inzwischen besitzen weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen schlaue Telefone mit Touchscreen.

Doch der weitere Weg, das verraten die Verkaufszahlen des zurückliegenden Jahres, wird kein so leichter mehr sein. 2015 wird voraussichtlich das erste Jahr sein, in dem der Smartphonemarkt nur noch einstellig gewachsen ist. 9,8 Prozent mehr smarte Handys konnten 2015 abgesetzt werden, hat die International Data Corp. berechnet.

Damit sind 2015 etwa 1,43 Milliarden neue Smartphones verkauft worden - so viel wie nie zuvor, allerdings eben erstmals nicht zweistellig mehr als vorher.

Ein Trend, der nach Ansicht der Marktforscher anhalten wird. Vor allem der Absatz in Entwicklungsländern wie China, Indien und Indonesien habe das Wachstum in den letzten Jahren getrieben. Der Markt in China aber sei mittlerweile gut gesättigt. Wie in den meisten westlichen Ländern überwiege im Reich der Mitte die Anzahl der Käufer, die ihr altes gegen ein neues Smartphone tauschen, die derjenigen, die zum ersten Mal eins kaufen, so die IDC. Der chinesische Markt wachse deshalb noch weniger als der weltweite. Nach letzten Prognosen kam der gesamte chinesische Markt in diesem Jahr nur noch auf ein Wachstum im niedrigen einstelligen Bereich.

Damit stößt die Smartphone-Industrie erstmals an Grenzen, auch weil der in vielen Ländern verbreitete Analphabetismus, grassierende Armut und das Fehlen von Hochgeschwindigkeitsnetzen immer noch Millionen Menschen vom mobilen Internet ausschlössen. Dennoch gelten der Nahe Osten und Afrika nach Angaben von IDC-Programm-Direktor Ryan Reith für die Zukunft als Hoffnungsträger. Hier rechnen die Forscher mit Wachstumsraten von um die 50 Prozent, weil immer mehr Firmen immer günstigere Smartphones anbieten.

Im Westen hingegen geht der Trend zu edleren Geräten. In den USA übertraf der Absatz des iPhone 6s am sogenannten Black Friday in diesem Jahr den vom vergangenen um 36 Prozent. Der Verkauf des Samsung Galaxy S6 legte sogar um 68 Prozent zu.