Freitag, 28. Juli 2017

Das geheime Online-Leben unserer Kinder


Was suchen die Jüngsten, wenn sie vor dem Rechner sitzen? Die Antwort auf diese Frage wird viele Eltern erschrecken.

Danach befragt, sind die Antworten klar. Natürlich suchen Kinder im Netz nach Stars, nach Comics, Fußball, Witzen und lustigen Filmen. Soweit die offizielle Realität. Doch wie sieht es wirklich aus? Was interessiert Kinder, wenn ihnen kein Erwachsener über die Schulter schaut?

Eine Frage, der der Virenschutz-Konzern Kaspersky Lab jedes Jahr mit einer Untersuchung nachgeht. Kaspersky hat hier Zugang zu Daten, über die sonst kaum jemand verfügt: Die mit Virenschutzpaketen ausgelieferten Kindersicherungsmodul e liefern zwar anonymisierte, aber unbestechliche Statistiken.

Die aktuelle Auswertung zeigt, dass das Interesse der jüngsten Computer- und Internetnutzer an Kommunikationsmedien und Computerspielen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist. Die Suchanfragen nach Alkohol, Tabak und Drogen sowie nach Software, Audio und Video dagegen nehmen zu. Und das nicht nur, aber ganz besonders auch bei deutschen Kindern.

Zwar zielen fast zwei Drittel aller Suchanfragen von Minderjährigen weltweit auf Webseiten von sozialen Netzwerken, E-Mail-Diensten, Chats und Messenger-Plattformen. Doch insgesamt verloren diese harmlosen Bereiche in einem Jahr bemerkenswerte zehn Prozent an Interesse. Während Alkohol, Tabak und Betäubungsmittel um fünf Prozent auf nun 14,13 Prozent zulegten und damit jetzt sogar deutlich vor Computerspielen liegen, die mit 9,12 Prozent mehr als zwei Prozent verloren haben.

Zuwächse verzeichnet auch der Bereich Software, Audio und Video, der sich auf über sechs Prozent Anteil an allen Suchanfragen beinahe verdoppelt hat. Hier dürfte es sich oft um die Suche nach illegalen Downloadmöglichkeiten handeln. Der Kauf im Netz hat es dagegen schwer: E-Commerce-Seiten und auch Erwachseneninhalte, bei Kaspersky wohl die Beschreibung von Sexseiten, spielen im Kinderzimmer keine große Rolle.

„Kinder nutzen den klassischen Desktop-Rechner nur noch für Webseiten, zu denen es keine mobile App gibt“, erklärt Kaspersky-Analystin Anna Larkina. Der fallende Anteil bei Computerspielen müsse nicht bedeuten, dass die Kids weniger oft spielen. „Vielmehr konzentrieren sie sich hier auf wenige Webseiten, die dauerhaft genutzt werden.“

Die Analyse zeigt auch die teilweise große Unterschiede bei der Internetnutzung von Kindern in verschiedenen Ländern. So sind Kommunikationsmedien im arabischen Raum, in Lateinamerika und der ehemaligen Sowjetunion gefragt.

In Deutschland ist dafür das Interesse an Alkohol und Drogen größer - mehr als ein Viertel aller Google-Anfragen aus deutschen Kinderzimmern (Vorjahr 22,8 Prozent) galten Alkohol, Tabak oder anderen Drogen. Das sind zehn Prozent mehr als im globalen Durchschnitt. Online-Kommunikation liegt hierzulande mit 28,49 Prozent nur noch knapp vorn. Dahinter folgen Computerspiele (16,62 Prozent), Software, Audio, Video (11,57 Prozent) und E-Commerce (7,59 Prozent).

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