Donnerstag, 6. Oktober 2011

Der König ist tot


Es war schon viel zu spät, es sich anders zu überlegen. Aber dann erwachte Steve Jobs, Chef des Computerkonzerns Apple, eines Morgens und er wusste, dass das iPhone ganz anders aussehen würde. Jobs, gesundheitlich nach der Entfernung eines Tumors schon lange angeschlagen, aber immer noch einer der härtesten Arbeiter in der Hightech-Brance, fuhr in die Firma. Und veranlasste, dass die iPhone-Designer noch einmal von vorn anfingen. 


Ohne diesen Morgen, der aus dem schmucken Handy einen Kultgegenstand machte, wäre die Geschichte vielleicht anders gelaufen. Vielleicht würde die Welt nicht für einen Moment den Atem anhalten, vielleicht würden nicht Börsenkurse rutschen, nicht Apple-Nutzer sorgenvoll die Stirn krausen. Nur weil Steve Jobs, der Apple vor 35 Jahren gründete, verkündet, dass er seinen Chefposten räumen wird.

 Doch Jobs, als Sohn eines Studentenpärchens in San Francisco geboren und kurze Zeit später von Paul und Clara Jobs aus dem nahen Mountain View adoptiert, verkörpert seine Firma wie kein anderer Unternehmenslenker. Jobs, ein schmaler, zuletzt sogar dürrer 56-Jähriger, der nur Turtleneck-Pullis, Jeans und eine Porsche-Armbanduhr für 2000 Dollar trägt, ist Apple. Und Apple ist Steve Jobs.

Dabei war der Mann, der nie studiert hat, Mitte der 80er in hohem Bogen bei Apple rausgeflogen. Jobs gründete daraufhin den Computerhersteller Next. Apple aber wurde im Zweikampf mit Microsoft zum Sanierungsfall: Gut, aber zu teuer, gefragt, aber nur bei wenigen.

In letzter Not kaufte Apple dem Ex-Chef seine neue Firma ab und Jobs damit wieder als Führungsfigur ein. Und Jobs, nie ein großer Computerfitzler, sondern eher der Experte für das große Ganze, war immer noch fest entschlossen, eine "Delle im Universum" zu hinterlassen, wie er einmal ankündigte. Mit dem iMac ließ der selbsternannte "Chef-Produkterfinder" seine Ingenieure erstmals einen Computer bauen, der nicht nur gut war, sondern auch gut aussah. Plötzlich war Apple zurück auf der Landkarte, plötzlich verlor der Gigant Microsoft Marktanteile.

Steve Jobs Rezept ist denkbar einfach. "Er ahnt die Benutzer-Erfahrung voraus", glaubt Jay Elliott, der lange für Jobs arbeitete. Alles soll einfach sein und auch von Laien zu verstehen. Im Streit um eine Gebrauchsanleitung, an dem der Multi-Milliardär ebenso teilnahm wie an jeder Diskussion um jedes Detail an jedem Apple-Produkt, plädierten andere dafür, die Bedienungsanleitung so zu schreiben, dass ein Zwölftklässler sie kapiere. Jobs, der seit seiner Rückkehr zu Apple einen symbolischen Dollar im Jahr als Gehalt erhält, widersprach: Nein, Erstklässler.


Bei iPod, iPad und iPhone braucht es nicht einmal mehr die. Zweijährige schaffen es, Märchen auf dem iPod zu hören und Trickfilme auf dem iPad anzuschauen. Männer loben, dass hier endlich mal alles funktioniere, Frauen sehen nicht Hightech, sondern elektrische Accessoires.
Aus dem Anbieter für die Hightech-Elite wurde mit iPod, mit iPhone, iPad und iTunes-Store eine Lifestyle-Marke. Und dabei tat der "iGott", wie ihn die Fans nennen, nicht viel mehr, als vorhandene Technologien mit Gespür für die Wünsche eines großen Publikums zu neuen Produkten zu kombinieren. Sexy müsse ein Apple-Produkt sein, beschwor er immer wieder.

Als Jobs vor vier Jahren das erste iPhone ankündigte, nannte er das Handy mit dem Touch-Bildschirm unbescheiden eine "Revolution" - und selbst die, die damals lächelten, geben nun zu, dass er Recht behalten hat. Inzwischen sehen alle Handys aus wie iPhones, alle Firmen haben App-Stores, alle Hersteller bauen Laptops ohne Tastatur.

Steve Jobs, Vater von vier Kindern und seit 20 Jahren mit derselben Frau verheiratet, hat sie geschaffen, die Delle im Universum. Am Donnerstag verabschiedete er sich von seiner Gemeinde, zu schwer krank, um noch weiterzumachen: "Ich habe immer gesagt, ich bin der erste, der Bescheid sagt, wenn der Tag kommt, an dem ich meine Aufgabe nicht mehr erfüllen kann. Leider ist dieser Tag nun da." 

Dienstag, 4. Oktober 2011

Tief in der Vergangenheit

Zeit, die nie vergeht, weil sie tief unter der Erde konserviert ist. Nahezu naturbelassen warten in Biesenthal und Freudenberg nahe Berlin zwei Bauwerke aus dem kalten Krieg, die auch und gerade für viele Menschen im Süden Sachsen-Anhalts ein Stück eigener Lebensgeschichte sind: Die Führungsbunker der Staatssicherheit und des Innenministers mussten zu DDR-Zeiten von zahlreichen Wehrpflichtigen aus dem Bezirk Halle erbaut und bewacht werden. Sprechen durften die Soldaten nicht über die Geheimobjekte, abgesehen davon war die Geheimhaltung so groß, dass kein Grundwehrdienstler je in den inneren Kreis oder gar in das unter einer tarnenden Halle versteckteBunkerbauwerk gelangte. Auch nach dem Mauerfall blieben die „5005“ und „7001“ genannten Schutzbauwerke unzugänglich. Die weiträumige Anlage in Freudenberg wurde zugemauert, die für MfS-Chef Erich Mielke gedachte Nummer 5005 verschwand hinter einer Kompostieranlage. „Dabei ist die Bunkeranlage des MfS einzigartig“, beschreibt Paul Bergner, Autor des Standardwerkes „Atombunker“. Die 5005 bestehe aus zwei Etagen, die 7001 dagegen umfasse gleich vier Bunker, die durch ein über 200 Meter langes Tunnelsystem verbunden seien. Sehenswert - und Grund genug für Bergner, immer wieder sogenannte Kontrollbegehungen durch beide Bauwerke anzubieten. Interessenten haben dann Gelegenheit, die Bunker in Biesenthal und Freudenberg zu besichtigen. Angeraten seien festes Schuhwerk, warme Kleidung und eine Taschenlampe, empfiehlt Paul Bergner. Mehr Informationen: www.ddr-bunker.de