Dienstag, 14. Januar 2014

Funktioniert wirklich: 10 Terabyte Speicher kostenlos

Der Wettbewerb um die Nutzer von Cloud-Speichern wird auch nach den abschreckenden Nachrichten von NSA-Spitzeln in den Datenbanken immer härter, so dass die Anbieter gezwungen sind, ihre Gratis-Offerten fortwährend auszuweiten. Ärgerlich ist dabei für Nutzer, die nach Raum für eine komplette Spiegelung all ihrer Daten suchen, dass bisher trotzdem niemand genug Cloud anbot, um etwa eine Multimedia-Sammlung zu sichern.

Der chinesische Internetriese Tencent will das allerdings nun ändern. Wo Microsoft, Dropbox und Google bislang mit fünf und 15 Gigabyte Daten um Kunden buhlten, legt das größte chinesische Internet-Unternehmen richtig vor: Tencents Cloud-Speicherdienst, angeboten unter der Adresse weiyun.com, kleckert nicht mit Gigabytes, er klotzt gleich mit Terabyte.

Wer sich anmeldet, bekommt sofort ein Terabyte Speicher bereitgestellt - fast 70 mal mehr als Google in seinem kostenlosen Speicherdienst offeriert. Auch ist das Terabyte nicht das Ende der Fahnenstange: Nach Anmeldung gibt es noch einmal neun Terabyte dazu - wer so viel Festplattenspeicher im Laden kaufen will, zahlt nicht unter 500 Euro dafür.

Der Haken an der Sache ist natürlich der Lagerort der Daten, denn die Tencent-Server stehen in China. Doch wer sich daran nicht stört, findet hier ein unschlagbares Angebot.

Direkt zur Anmeldung geht es hier

Freitag, 10. Januar 2014

Halle grüßt Hitzlsberger

Acht an die Macht

Sie waren zu acht, sie verbarrikadierten sich für acht Tage in einer einsamen Villa im Nirgendwo. Und kamen schließlich wie geplant mit einem fertigen Kriminalroman nach Hause, erdacht von acht Köpfen, geschrieben zu 16 Händen. Entsprechend heißt das Werk auch „8“ und die Autoren Tatjana Kruse, Carsten-Sebastian Henn, Sabine Trinkaus, Kathrin Heinrichs, Sandra Lüpkes, Peter Godazgar, Jürgen Kehrer und Ralf Kramp zeigen hier auf 295 Seiten erstmals weltweit, dass auch Literatur kollektiv erstehen kann.

Was da im Krimi-Camp erdacht und aufgeschrieben wurde, hat sogar Züge von einen der neuerdigs so angesagten Thriller. Ein Serienmörder geht um, ein argloser Unbeteiligter wird zur Zielscheibe des Unbekannten und rückt zugleich als Hauptverdächtiger ins Visier der Polizei. Atemlos hetzt jener frischgefönte Radiomoderator Andreas Otto durch eine Handlung, von der sich kaum vorstellen lässt, dass ihre einzelnen Bestandteile gleichzeitig entstandensind. Der Ton der von den acht Autoren verfassten Kapitel findet eine Harmonie, trotz all der – zeitgenössisch schick auf höchstbrutal getrimmten – Morde bleibt immer Raum für ein mögliches Lächeln, einen Seitenhieb auf die Gegenwart und einen Subtext, der suggeriert, dass all dies hier nicht nur ein lesenswerter Skandinavian-Thriller ist, der ganz zufällig in Deutschland spielt. Sondern nebenher auch noch ein literarisches Experiment, das Krimifans, konsequent zuende gedacht, künftig pro Jahr um die 50 Bücher der Achterbande bescheren könnte.

Wird nicht passieren, aber zumindest geht Peter Godazgar demnächst mit dem ersten und einzigen Achterbuch auf die Lesebühne. Am 14. Januar tritt der hallesche Autor im Mojo zum Heimspiel an.


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Donnerstag, 19. Dezember 2013

Das schwierige Geschäft mit der Geschichte

Es ist immer wieder wunderbar und höchst beeindruckend, wie die Geschichte über Bande spielt, um augenzwinkernd darauf aufmerksam zu machen, dass Schwarz und Weiß keine Farben sind. Den jüngsten Beleg für den subtilen Humor, den die Zeitläufte zu entwickeln vermögen, lieferte die Tagesordnung des halleschen Stadtrates. Dort folgten zwei Anträge aufeinander, die schöner nicht hätten illustrieren können, wie schwierig das Geschäft mit der Bewältigung der Geschichte ist: In Antrag eins verlangte die grüne Fraktion die Umbenennung der Emil-Abderhalden-Straße, weil der frühere Präsident der Leopoldina zum „Establishment des Dritten Reiches“ gehört habe. Antrag zwei kam vom „Mitbürger“ Martin Bauersfeld, und er forderte die Beseitigung eines Denkmals des halleschen Bildhauers Gerhard Geyer, das vor der ehemaligen Stasi-Bezirksbehörde steht.

Er wisse nicht viel über die Plastik, so der Antragsteller, doch sie zeige seiner Ansicht "drei Rotarmisten“ und habe somit eine „kritische politische Ausrichtung“. “Was sie darstellen ist eine Aussage, die nicht für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit steht”, sagte der gescheiterte Bundestagskandidat bei der Vorstellung seines Vorhabens.

Eigentlich also zwei Anträge, die sich blind ergänzen. Bilderstürmerei als Mittel der Auseinandersetzung mit der Geschichte, der Radiergummi als Waffe im Kampf gegen unliebsame Erinnerungen. Doch ausgerechnet hier offenbart sich bei genauerer Betrachtung ein tieferer Zusammenhang, der mehr über die Verfasstheit der Gesellschaft im Jahr 2013 erzählt als auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Denn die Abderhalden-Straße soll nach dem Willen von Oberbürgermeister Bernd Wiegand demnächst Anton Wilhelm Amo benannt werden, dem ersten aus Afrika stammenden Studenten, der je eine deutsche Uni besucht hat. In der Stadt, in der er das tat, aber auch 23 Jahre nach dem Mauerfall mit keinem Straßennamen geehrt wird. Und ausgerechnet der am 9. April 1989 verstorbene Händel-Preisträger Gerhard Geyer war es, der eine Amo-Plastik schuf, die bis heute am Universitätsring der Saalestadt steht, wenn auch völlig unbeachtet und halb überwuchert.

Geyers Plastik vor der früheren MfS-Zentrale soll geschliffen werden, Geyers Amo-Bildnis nicht. Natürlich, geht es nach den Anhängern der These, dass Geschichte immer mal wieder von authentischen Zeugnissen der Vergangenheit bereinigt werden muss, ist das Amo-Denkmal zweifellos Kunst. Die Bronze mit den drei angeblichen “Rotarmisten“, von denen einer seltsamerweise unbewaffnet, mit offener Jacke und Pullover bekleidet Dienst tut, hingegen nicht. Die Kunst des Weidanz-Schülers Geyer wäre insgesamt gesehen also nur noch dann Kunst, wenn ihre Absicht bis heute auf Zustimmung trifft. Ein Gedanke, den weiterzudenken sich lohnt.

Dem Stadtrat, der vorerst beide Anträge abgelehnt hat, ist für die Anregung dazu zu danken.