Sonntag, 16. Februar 2014

Readfy bietet Bücher werbefinanziert

Vorerst wird es nur ein Beta-Test für rund 5 000 Benutzer sein, läuft der aber wie geplant, schickt sich das Düsseldorfer Unternehmen readfy an, die Lesewelt zu revolutionieren. Kein Wunder, denn das eBook-Abo des Startups soll kostenlos sein - Lesefreunde können zum Start der eBook-App aus 15.000 Buchtiteln wählen, ohne dafür zu zahlen.

Der Trick ist die Werbefinanzierung des Dienstes, der das Google-Prinzip der kostenlosen Angebote ins Reich der Literatur holt. Die Free Version von readfy - später soll es auch werbefreie Bezahlvarianten geben - blendet Werbebanner ein, gelegentlich, wie der Anbieter beschreibt.

Wer mitlesen will, muss sich nur unter www.readfy.com registrieren und die App heruntergeladen. Die bietet ihm dann übersichtlich nach Genres sortiert die verfügbaren Buchtitel, die mit dem integrierten eBook-Reader auf Smartphones und Tablets gelesen werden können. Zum Start ist die App für Android-Greäte verfügbar, Versionen für iOS-Systeme sollen im Sommer zur Verfügung stehen.

Die Testphase, in der die readfy-App für 5 000 Testnutzer verfügbar ist, übersetzt das erfolgreiche Prinzip des kostenlosen Streamings von Musik und Filmen auf die Buchbranche. Das sei weltweit völlig neu, heißt es bei der jungen Firma, die ihr weiteres Wachstum mit einer gerade gestarteten Crowdinvesting-Kampagne finanzieren will.

Zum Betatest: hier klicken

Donnerstag, 13. Februar 2014

Internetfernsehen: Video tötet Fernsehstar

Als Markus Lanz nach der letzten „Wetten, dass...“-Sendung von der Bühne ging, hatte er getan, was er konnte. Mit Prominenten geplaudert. Bei irren Wetten assistiert. Geschmunzelt und gestrahlt. Am Ende aber reichte es doch nur zu einer neuen Schrumpfquote: 6,6 Millionen schauten zu, halb so viele wie zu besten Zeiten.

Die Konkurrenz aber kommt nicht nur von den Nachbarsendern, sie kommt zunehmend auch aus dem Internet. Hier heißen die neuen Stars Watchever, Maxdome oder Lovefilm und sie versprechen personalisiertes Fernsehen zu jeder Zeit und fast jedem Ort. Niemand muss mehr in die Videothek, um seinen Lieblingsfilm zu sehen. Niemand muss mehr fünf ellenlange Werbeunterbrechungen ertragen, um einen frischen Kinohit im eigenen Wohnzimmer zu erleben. Und wer Miley Cyrus singen hören will, der muss nicht warten, bis Markus Lanz die Amerikanerin lässt. Sondern der klickt einfach auf Youtube und sucht sich einen Konzertauftritt heraus.
Eine neue Welt, die inzwischen nicht mehr zu übersehen ist. Anfang November war es in den USA soweit: Erstmals waren die beiden Videoriesen Netflix und Youtube dort im vergangenen Quartal für mehr als 50 Prozent des Datenverkehr aus dem Netz zu den Endnutzern verantwortlich. Noch einmal drei Prozent kamen durch die Nutzung des Amazon-Videodienstes und des Filmportals Hulu hinzu.

Europa hängt dieser Entwicklung zwar noch weit hinterher, weil das besonders erfolgreiche US-Portal Netflix hier erst in kleineren Märkten wie Dänemark, Schweden und Irland gestartet ist. Doch eine Tendenz ist bereits zu sehen: Zwei Jahre nach der Premiere verursacht Netflix bereits 20 Prozent des europäischen Datenverkehrs.
Die Zeichen stehen auf Veränderung, denn mit der nächsten Fernseher-Generation wird der Empfang über das Netz genauso einfach werden wie der Empfang über Satellit oder Kabel heute schon ist. Nachrüst-Sets wie Googles Chromecast oder die TV-Box von Apple werden dann überflüssig. Und gleichzeitig wachsen die bisher nur von wagemutigen Technikfans angeschalteten Websender auf Augenhöhe zu den Platzhirschen ARD, ZDF, Sat1 , RTL und Pro7. Ja, selbst der Abo-Sender Sky bekommt plötzlich Konkurrenz.
Aussichten, denen die traditionellen Sender derzeit mit Übernahmen begegnen. Bedienten sich deutsche Programmdirektoren zuletzt am liebsten bei Serienproduktionen des US-Kabelsenders HBO, denen das deutsche Publikum Serien wie „True Blood“ und „Game of Thrones“ verdankt, startete mit der Ausstrahlung von „House of Cards“ eben erst die erste Netflix-Produktion im deutschen Fernsehen.

Dagegen halten Lovefilm und Watchever mit Flatrate-Angeboten von unter zehn Euro pro Monat, für die es neben Kinofilmen aus der zweiten Reihe auch ältere Staffeln angesagter Serien zu sehen gibt. Beide Portale streamen auf fast alle Geräte und können zum Start 30 Tage kostenlos getestet werden. Der Anbieter Netzkino.de geht sogar noch darüberhinaus: Er ist werbefinanziert und völlig kostenfrei.

Montag, 10. Februar 2014

Neue Toplevel-Domains: Osten ohne Namen

Es wird noch einmal soetwas wie ein Neustart für das Internet, wenn in den kommenden Monaten mehrere hundert neue sogenannte Toplevel-Domains scharfgeschalten werden. Neben Internetadressen, die mit .de, .com oder auch .org enden, werden dann jede Menge neuer Begriffe möglich: .uno, .party, .play oder .dog – kaum ein gängiges Wort, dem die Internationale Organisation zur Namensvergabe im Netz (ICANN) die Zulassung zur Beteiligung an der Erweiterung des Namensraumes verweigert hat.

Auch deutsche Städte und Regionen mischen mit. So hat sich das Ruhrgebiet die Endung .ruhr gesichert und Berlin setzt künftig nicht mehr auf berlin.de, sondern hat sich für die Endung .berlin entschieden, die ab 18. März verfügbar sein soll. Internetnutzer können sich dann für eigene Domainnamen nach dem Muster name.berlin bewerben. Auch .bayern, .saarland und .nrw sind dann möglich, ebenso wie .hamburg und .koeln.

Nicht vertreten unter den neuen Namensmöglichkeiten sind die ostdeutschen Länder und Kommunen. Sachsen-Anhalt hat mit Blick auf das komplizierte und teure Bewerbungsverfahren ebenso wie Sachsen und Thüringen darauf verzichtet, eine werbewirksame eigene Namensendung für das Land zu beantragen. Auch die großen Städte wie Halle, Leipzig und Magdeburg bleiben künftig weiter beim bisherigen und bewährten .de, statt auf werbeträchtige neue Namen für die Eigenvermarktung im Internet zu setzen.

Samstag, 8. Februar 2014

DDR & BRD: Die bedröhnte Gesellschaft

Er war gesellschaftlich akzeptiert und selbst in der Mangelwirtschaft allgegenwärtig: Ob als "Blauer Würger", Grubenschnaps oder Whiskey-Imitat namens "Falkner" - Alkohol gehörte in der DDR so selbstverständlich zum Alltag, dass die untergegangene Arbeiter- und Bauernrepublik bis heute den Ruf hat, wenigstens beim Alkoholkonsum wirklich und wahrhaftig Weltspitze gewesen zu sein.

Stolze 16,1 Liter Schnaps habe ein DDR-Durchschnittsbürger im Jahr 1988 getrunken, heißt es auch in der Ausstellung "Trinkkultur in der DDR", die seit einigen Jahren mit großem Erfolg durch die Lande tourt und jetzt - ausgerechnet - im Thüringer Schnapsstädtchen Nordhausen zu sehen ist. 16,1 Liter Schnaps? Bei einem durchschnittlichen Alkoholgehalt von 30 Prozent macht das fast fünf Liter reinen Alkohol! Oder umgerechnet 23 Flaschen Nordhäuser Doppelkorn, Kristall-Wodka und Kaffee-Likör. Dazu kam dann noch der Bierverbrauch der DDR-Bürger, der trotz aller Zweifel, ob es sich bei Zeitzer Hell und Sternburg Pils wirklich um Bier handelte, mit 143 Litern nur knapp hinter den 150 Litern der westdeutschen Brüder und Schwestern lag.

Eine herausragende Leistung, an der jetzt aber trotz Traditionspflege per Wanderausstellung Zweifel aufkommen. Denn ein Vergleich der in der DDR erreichten Trinkleistungen mit aktuellen Daten kratzt am Nimbus der Alkohol-Weltmacht DDR: Letztes Jahr meldeten die Statistiker einen jährlichen Konsum von rund zehn Litern reinem Alkohol pro Bundesbürger. Zieht man den inzwischen bundesweit auf 107 Liter pro Kopf und Jahr gesunkenen Bierverbrauch ab, bleiben für den Verzehr in harten Getränken 5,35 Liter reiner Alkohol übrig. Nein, das sind nicht wie damals in der DDR 23, sondern sogar 24,5 Flaschen Schnaps!