Dienstag, 23. Dezember 2014

Königreich Deutschland: Der König der Diebe


Es war einer seiner bizarren Auftritt vor Gericht. Peter Fitzek, selbsternannter Imperator des Kleinstaates "Königreich Deutschland", ließ die Welt vor der Fortsetzung eines Prozesses vor dem Amtsgericht in Dessau wissen, dass er gegen die staatlichen Maßnahmen der Bundesrepublik, die seine junge Nation bedrohen, bald "noch viel krasser" zurückschlagen werde. Er sagte nicht genau, wie. Aber er sagte es geradeheraus in die Kamera.

Den dabei entstandenen Dokumentarkurzfilm (oben) schnappte sich das stets auf digitaler Höhe spielende monarchische Multimediateam, es wurde heruntergeladen in die königlichen Digitalwerkstätten, ein paar Filter fielen drüber und die Tonspur wurde gesäubert.

Anschließend erstand der Film neu, nun unter dem aufrüttelnden Titel "Sei die Veränderung, die Du in der Welt sehen willst!". Fitzek hält immer noch seine Rede, die Fischaugenverzeichnung der Original-Aufnahmeoptik ist unverkennbar.

Als Bildquelle hat die herausgebende "AG Dezentral" des Königs der Urheberrechtsdiebe im Stil der "Tagesschau" ein nettes "Youtube" angegeben.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Baumprotest am Steintor

Eine interessante Galerie ist derzeit im kleinen Park vor dem Steintor zu sehen. Aus Protest gegen die geplante Flächenabholzung haben Gegner des Umbaus Schilder an die Bäume gehängt, auf denen mit verständlichen und unverständlichen Slogans teilweise unter Pseudonym, teilweise aber auch mit Klarnamen und Berufsbezeichnung Front gegen den Kahlschlag gemacht wird.

Die ganze Ausstellung ist hier zu sehen.

Samstag, 13. Dezember 2014

Billy Corgan: Klatschen mit einer Hand



Im 20. Jahr nach seinem größten Triumph hat der Amerikaner Billy Corgan seine Band Smashing Pumpkins neugegründet - sie klingt wie damals.

Mit 33 Jahren hatte William Patrick Corgan seinen Abschied eingereicht. Ein neues Jahrtausend brach gerade an, da passte das. Ein letztes Album noch und einmal noch auf Tour, das sollte es gewesen sein für den Mann aus Chicago, der Mitte der 90er Jahre in einem Doppelschlag die komplette Rockgeschichte auf einen Punkt gebracht hatte. „Mellon Collie and the Infinite Sadness“ hieß das Mammutwerk, das aus Corgans kleiner Grunge-Band Smashing Pumpkins eine Kapelle machte, die auf Augenhöhe mit den Beatles, Led Zeppelin und The Who musizierte. 28 Stücke, laut und leise, sanft und wild, hochjauchzend und zu Tode betrübt, melodiös, ekstatisch, barock und weltweit 16 Millionen Mal verkauft.

Höher als auf den Everest der Hitparaden vermag ein Musiker nicht zu steigen, für immer bleiben aber kann er auch nicht. Corgan, der sich nur Billy nennen lässt, brach vom Gipfel des frühen Ruhmes zu einem langen Abstieg auf, der zeitweise einer heillosen Flucht glich. Die Mitmusiker gingen nach und nach. Der Bandname verschwand. Corgan nannte sich nun „Zwan“ und „Starchildren“, er machte Filmmusik für Rupert Wainwright und anstelle des wegen fortgesetzter Drogenprobleme suspendierten Langzeit-Schlagzeugers Jimmy Chamberlin klopfte ein Drum-Computer den Beat.

Das schnelle Ende einer jungen Legende. Wenn Billy Corgan noch Konzerte spielte, dann erinnerte das größte Songschreiber-Talent der Generation Grunge an einen bockigen Teenager. Er schor sich eine Glatze, zerstörte seine Melodien, persiflierte das Pathos seiner größten Hits und aus hübschen Liedern wie „Zero“ oder „Disharm“ wurden Ausbrüche an kakophonischem Lärm. Zwar kehrte Corgan nur fünf Jahre nach der Beerdigung der Smashing Pumpkins zu seinem Markennamen zurück. Außer dem nun drogenfreien Jimmy Chamberlin war kein anderes Originalmitglied mehr mit von der Partie. Aber das mit großem Aplomb veröffentlichte Album „Zeitgeist“, hergestellt mit Queen-Hofproduzent Roy Thomas Baker, brachte nur noch mehr krachendes Getöse mit noch weniger Inhaltsstoffen.

Corgan, Sohn eines Blues-Gitarristen und erklärter Wrestling-Fan, musste noch einmal ganz aus dem Musikgeschäft verschwinden, um nun mit seinem achten regulären Album an die Großtaten der Blütezeit anknüpfen zu können. Ursprünglich nämlich hatte „Monuments to an Elegy“ überhaupt nicht als CD erscheinen sollen. Corgan plante stattdessen, sein Konzeptwerk „Mellon Collie“ digital zu überholen: Eine noch gigantischere Songsammlung namens „Teargarden by Kaleidyscope“ mit 44 Songs sollte nur im Internet veröffentlicht werden, kostenlos für alle zudem. „Als ich das Projekt begonnen habe, wollte ich wieder zum Narren werden, indem ich mich nicht um Verkäufe, mein Image oder die Besetzung der Band kümmerte und einfach nur Musik machte“, beschreibt er.

Für den inzwischen 47-Jährigen, geboren in Elk Grove, Illinois, die Rückkehr zur reinen Kunst ohne kommerzielle Absicht. Für den Musikmarkt ein einziger Humbug. „Die Leute haben die Musik nicht heruntergeladen, obwohl sie kostenlos war“, klagt Corgan heute.

Viele hätten einfach nicht mitbekommen, dass es die Songs gab, weil nirgendwo Werbung dafür gemacht wurde. „Und ich wollte nicht weiter Musik wegwerfen, die sich keiner anhört.“
Also sind die neun Stücke von „Monuments to an Elegy“ doch wieder als herkömmliche CD und als Download bei iTunes und den anderen Musikshops erschienen. Zum Glück, denn was Corgan gemeinsam mit seinen derzeitigen Gehilfen Jeff Schroeder an der Gitarre, Nicole Fiorentino am Bass und Mötley-Crüe-Drummer Tommy Lee an den Drums angefertigt hat, ist endlich wieder echter Kürbis-Stoff: Hymnen auf die Traurigkeit, Elegien der Sehnsucht.

Ja, der große Eigensinnige klatscht allein und er klatscht auch nur noch mit einer Hand. Aber es ist alles da, was Lieder wie „Cherub Rock“ zu Klassikern hat werden lassen. Corgans nöliger Gesang der aus straff gespannten Stimmritze. Die orchestralen Gitarren. Die hochfliegenden Melodien, durch die sich rätselhafte Texte schlängeln. „Tiberius“, benannt nach dem römischen Kaiser, ist ein Liebeslied, die Single „Beige Beige“ die Beschwörung eines Weltbrandes. „I will bang this drum to my dying day“, singt er, denn kleiner hat er es nicht, der Mann, der von sich sagt, er lebe nicht in der Realität, hasse aber Sentimentalitäten. Da lächeln alle Fans, die die 90er Jahre mit seinem größten Hit „Today“ im Ohr verbracht haben.

Zur Webseite der Band: smashingpumpkinsnexus.com

Freitag, 12. Dezember 2014

John Travolta mimt in Dessau falschen Polizisten

Eine Öffentlichkeitsfahndung nach einer Amtsanmaßung in der Lutherstadt Wittenberg führt offenbar auf die Spur eines bekannten Hollywood-Schauspielers: Das Phantombild (oben rechts), das die Polizei veröffentlicht hat, deutet darauf hin, dass der Mime John Travolta (oben links) hinter den rätselhaften Ereignissen von Anfang Oktober stecken könnte.

Damals hatte die auf dem Phantombild abgebildete Person gegen 14.09 Uhr unter dem Vorwand, ein angeblicher Polizist von der Dessauer Kripo zu sein, versucht, in einen Wohnblock in der Lutherstadt Wittenberg zu gelangen. Gegenüber den Bewohnern äußerte der Mann, dass sich im Wohnhaus ein vermeintlicher Täter aufhalten würde.

Gemeinsam mit dem falschen Polizisten, der sich auf Befragen nicht ausweisen konnte, gehörte ein angeblicher Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes, nach dem aber nicht gefahndet wird, weil Schlüsseldienstmitarbeiter kein geschütztes Amt ist.

Sowohl Travolta als auch sein Begleiter scheiterten mit ihrem Vorhaben, das Treppenhaus zu betreten. Bewohner wiesen sie kurzerhand ab. Die Polizei bittet um Hinweise zur Identität der Person unter der Telefonnummer des Polizeireviers Wittenberg 03491 / 469-290 oder per E-Mail an

prev-wittenberg@polizei.sachsen-anhalt.de

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Haushaltsplanung: Kommentar aus dem Taschenrechner


Hier mal eine kleine Taschenrechneranalyse der Trendentwicklung des Landeshaushaltes Sachsen-Anhalt, weil man bei Prozentzahlen ja eher die politische Schwerpunktsetzung erkennen kann. Der Vergleich bezieht sich auf die Jahre 2014 und 2016, die angegebenen Prozentzahlen zeichnen also Ausgabenerhöhungen oder geplante Sparmaßnahmen nach. Reihenfolge folgt den größten Ausgabensteigerung bis zu den drastischsten Sparhaushalten der einzelnen Ressorts.

Die Zahlen kommentieren sich selbst:


  1. Landtag:                                                  + 9 Prozent
  2. Arbeit/Soziales:                                      + 8 Prozent
  3. Staatskanzlei:                                          + 5,3 Prozent
  4. Innenministerium:                                  + 4 Prozent
  5. Finanzministerium:                                 + 3,7 Prozent
  6. Wirtschaft:                                               + 0,8 Prozent
  7. Justiz:                                                      + 0,7 Prozent
  8. Verkehr:                                                  + 1,2 Prozent
  9. Umwelt:                                                   - 1 Prozent
  10. Wissenschaft/Forschung:                         - 1,2 Prozent
  11. Kultur/Bildung:                                       - 4,8 Prozent
  12. Landwirtschaft:                                       - 43 Prozent



Dienstag, 9. Dezember 2014

Krim: Tom Clancys Albtraum wird wahr

In seinem vorletzten Roman hat der Bestseller-Autor Tom Clancy die düstere Utopie eines Krieges um die Ukraine entworfen.

Als Tom Clancy die letzten Zeilen an seinem 16. Buch schreibt, schaut die ganze Welt nach Kiew. Sommer 2012, die Fußball-EM macht die Ukraine zu einem Land, für das sich alle interessieren. Auch Clancy, seit seinem Bestseller „Jagd auf Roter Oktober“ einer der erfolgreichsten Thriller-Autoren der Welt. Doch der Mann aus Baltimore schert sich weniger um Fußballspiele, Tore und die aufsehenerregenden barbusigen Proteste einer Frauengruppe namens Femen. Nein, Clancy sieht in dem Land zwischen Russland und Europa den idealen Schauplatz für einen neuen Thriller in seiner typischen Handschrift: Uramerikanischer Patriotismus mischt sich mit handfester Action, es wird geschossen, geblutet, gestorben; es wird intrigiert, gemordet und gekämpft.

Jedes Buch um Clancy wechselnde Helden Jack Ryan und John Clark ist ein Albtraum aus grausamen Konflikten und Clancys strikt konservativen Lösungsansätzen. Draufhauen! Wer schießt, wird erschossen und wer sich nicht beugt, wird gebrochen, so sah der Mann, der hatte Militär werden wollen, die Welt. „Command Authority“ aber, dieses eben auf Deutsch erschienene 13. Jack-Ryan-Buch, ist mehr als das. Wie schon bei „Ehrenschuld“, einem 1994 veröffentlichten Werk, das die Anschläge vom 11. September 2001 vorab beschrieb, ist es Tom Clancy erneut gelungen, die Zukunft vorherzusagen. Seine Fiction einer Ukraine, die zwischen russischen Machtansprüchen und westlichem Befreiungsversprechen aufgerieben wird, ist nach Fertigstellung des Buches böse Realität geworden.

Es ist dies das, was Clancys Arbeiten in ihren besten Momenten immer ausgezeichnet haben. Der ehemalige Versicherungsagent dichtet nie im luftleeren Raum. Genauso penibel, wie er Waffensysteme, Kalibergrößen und Abhörtechniken schildert, analysiert er vor dem Schreiben auch die Weltlage samt aller Interessenkonflikte der beteiligten Nationen.

Tom Clancy hat Zbigniew Brzezinskis „Die einzige Weltmacht“ gelesen und den Rest extrapoliert. Verpackt in eine von Feuergefechten, Kommandoaktionen und Frontgefechten aufgelockerte Handlung, beschreibt der gute Bekannte von US-Außenminister Colin Powell hier nun den Automatismus einer Entwicklung, den offenbar über Jahre hinweg kein westlicher Geheimdienst zu erkennen vermochte. Sein Präsident Wolodin ist ein Abbild von Wladimir Putin bis hin zur Geheimdienstkarriere, der Ablauf der Geschehnisse reicht auch im Buch von öffentlichen Protesten bis hin zur Übernahme der Krim durch Russland.

Nichts von alldem war schon geschehen oder kündigte sich auch nur an, als Tom Clancy es aufschrieb. Und es kam doch genauso, wenige Tage, nachdem der Schriftsteller am 1. Oktober des vergangenen Jahres an den Folgen eines jahrelangen Herzleidens gestorben war. Der Aufstand auf dem Maidan, der Regierungswechsel, ein Krieg an der Grenze, in dem Geheimdienstler im Hintergrund auf beiden Seiten die Fäden ziehen.

Moralische Zweifel angesichts eines Kräftemessens auf Augenhöhe, bei dem seine meist außergesetzlich operierenden amerikanischen Helden genau dieselben Methoden anwenden wie ihre russischen Gegenspieler, hat Tom Clancy nie gehabt. Für den Sohn eines Postboten, der sich sein enzyklopädisches Wissen über militärische Strategien, Weltmacht-Schach und Waffenwirkung selbst beibrachte, gab es keinen falschen Weg zum richtigen Ziel. „Ich glaube an Gut und Böse, an Recht und Unrecht“, sagte er, „und ich glaube auch, dass es sehr viel weniger moralische Unklarheiten gibt, als uns so mancher Intellektuelle glauben machen will.“ Wenn, wovon Clancy überzeugt war, die USA für das Gute stehen, dann wird alles gut, wenn deren Truppen, Geheimagenten und Seals nur kräftig siegen.

Das tun sie in „Command Authority“ zuverlässig wie stets, angeführt nicht mehr vom Dauerhelden Jack Ryan, denn der ist zum US-Präsidenten aufgerückt. Sein Sohn aber, aus Markenschutzgründen Jack Ryan jr. genannt, ficht nicht schlechter als der Vater, der die außerlegalen Morde der kleinen Vorhut der Freiheit im revolutionären Kiew aus der Ferne mit guten Ratschlägen begleitet. „Wenn mein Kram Realität wird, ist das schon ein bisschen gruselig“, hat Clancy einmal zugegeben.

Zum Glück hat Barack Obama nur Töchter.