Mittwoch, 25. Juni 2014

Fifa gegen Fußballfans: Spiel ohne Seele


In der Achtelfinal-Runde der WM ist der Kampf der Fifa gegen Fan-Fahnen zu einem Kampf gegen die Fans insgesamt geworden

Halle/MZ. Als sie die Hymnen spielten im Estadio Beira-Rio, war die Fußballwelt noch halbwegs in Ordnung. Die Fans der deutschen Mannschaft freuten sich auf ein spannendes Spiel, an die Zäune im Stadion an den Ausläufern des Rio Guiba hatten sie wie immer zahlreiche Fahnen gehängt – ein Gruß in die Heimat, eine Botschaft an die Mannschaft von Trainer Jogi Löw: Wir sind hier, wir stehen hinter Euch, wir drücken Euch die Daumen. Unter den Fahnenträgern, die sich selbst die „Fahnenmafia“ nennen, sind mit Steffen Melzer und Tobias Möhring auch zwei ehemalige Hallenser, die seit Ende der 90er Jahre kaum ein Spiel der deutschen Nationalelf verpasst haben. Die Fans zuhause konnten die große Reise der beiden Allesfahrer stets verfolgen, denn die Fahne mit dem Aufdruck „Halle/S.“ war in jedem Spiel irgendwo zu sehen.

Dann begannen die Hymnen, die Kameras der zentralen Fifa-Regie fuhren die Reihen der Spieler ab. Und im Hintergrund, dort, wo niemand außerhalb des Stadions hinsehen konnte, begannen Trupps von Ordnern, die Fanfahnen abzuhängen. Beim Kurznachrichtenportal Twitter empörten sich die ersten Zuschauer unter dem Hashtag #GERALG. Tobi S. twitterte „im Hintergrund hängen die Ordner während den Hymnen die Zaunfahnen ab“, der Hertha-Fans BroetchenBond ‏@BBond030 ätzte: „Unfassbar, wie die Ordner angeschissen kommen, um die Zaunfahnen abzuhängen - pro Fankultur - #FIFA shame on you“. In einer speziell der Halle/S.-Fahne gewidmeten Facebook-Gruppe facebook.com/groups/Hallefahne/ notiert Jens Vogt „Fahnen werden schon wieder entfernt“ und Marcel Scharnow kommentiert: „Einfach nur peinlich die Fifa“.

Bereits bei den letzten Spielen der deutschen Mannschaft hatte es harte Auseinandersetzungen um die vor allem bei Deutschen, Argentiniern, Engländern und Spaniern beliebte Tradition der Zaunfahnen gegeben. Ordner und Militärangehörige gingen gegen den seit Jahrzehnten geduldeten Brauch vor. Fahnen mussten abgehängt werden, später im Spiel waren sie nur gelegentlich zu sehen, wenn die Fahnenträger sie per Hand ins Bild hielten.

Fans vermuteten damals schon, dass die Organisatoren der Fifa Angst davor haben, dass die Plakate der sogenannten „Fahnenmafia“ die Sicht auf die Werbebanden der zahlenden Sponsoren beeinträchtigen oder doch zumindest von ihnen ablenken. Der Fußball-Weltverband aber dementierte, nachdem auch der Deutsche Fußballbund das Vorgehen gegen seine Anhänger offiziell kritisiert hatte: DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock beschwerte sich mit einem Schreiben bei der Fifa. „Tausende deutscher Fans nehmen große Strapazen auf sich, um unsere Mannschaft bei diesem Turnier zu unterstützen. Wir wünschen uns, dass sie im Rahmen der geltenden Regeln möglichst viele Freiheiten bekommen, um ihre friedlichen und stimmungsvollen Aktionen in den Stadien zeigen zu können.“

Danach ruderte die Fifa zurück, wenigstens verbal. Das Vorgehen habe auf einem "Fehler der lokalen Organisatoren" beruht, schuld sei eine "Fehlinterpretation" der Ordner gewesen, die geglaubt hätten, dass die Transparente die zulässige Größe überschritten hätten. Dies sei aber nicht der Fall gewesen. Die Fifa versicherte, dass die Fahnen aus Halle, Großblie, Spenge und zahlreichen anderen deutschen Orten in den nächsten Spielen wieder hängen dürften.

Die Bilder, Tweets und Facebook-Statuseinträge aus dem Estadio Beira-Rio aber straften die offiziellen Erklärungen Lügen. Zuschauer zu Hause bekamen die Abhängaktion meist nicht mit, wunderten sich aber wie der Twitternutzer Amateurefan ‏@NaptoFCB über „traurige und trostlose“ Tribünen sind. „Die @fifacom_de hat scheinbar sämtliche Zaunfahnen verboten“, folgerte der Fan.
Während die deutsche Mannschaft unten auf dem Rasen um das sportliche Überleben im Wettbewerb kämpfte, starb oben auf den Rängen eine „Insignie lebendiger Fankultur“, wie es das Fußballmagazin „11Freunde“ nennt. Die traditionellen Fan-Banner würden unter Protest der Anhänger zunehmend aus den Stadien verbannt, analysiert das Fachblatt in einem Nachruf, die „eine beeindruckende Farbenpracht und Vielfalt auf den Rängen“ weicht damit der Tristesse der amtlichen blauen Banden, die flankiert werden von den Werbebotschaften einer Handvoll Großsponsoren.

Ein bezeichnender Akt, denn mit dem Turnier in Brasilien erreicht der Kampf des Fußball-Weltverbandes gegen die wahren Anhänger des Sport eine neue Dimension. Als übersetze die Führungsgruppe um Fifa-Präsident Sepp Blatter das eigene Motto „All in one Rhythm“ mit „alles im Gleichschritt“, sorgte die Organisation dafür, dass die authentische Fußball-Atmosphäre früherer Weltmeisterschaften der eines Reinstraumes ohne störende Nebengeräusche. Kaum ein Spiel wird noch von echten Fangesängen begleitet, die La Ola-Welle hat die authentischen Fanchöre ersetzt, es gibt keine Fan-Choreografien mehr und statt Leidenschaft regiert die Regie einer hochtechnisierten Inszenierung, bei der störende Flitzer für die Fernsehzuschauer in aller Welt von einer zentralen Regie bei Bedarf einfach ausradiert werden, als habe es sie nie gegeben.

Der Riesenkonzern Fifa handelt mit dem Weltturnier wie mit einem Produkt, er beutet sein Monopol auf die beliebteste Sportart der Welt aus, ohne dabei von Kartellbehörden oder Wettbewerbshütern behelligt zu werden. Gewinnmaximierung ist das Ziel, dafür verzichtet Weltverbandschef Blatter sogar auf das, was Fußball größer gemacht hat als alle anderen Sportarten: Das anarchische Moment, der unkontrollierbare Effekt, wenn die Stimmung vom Platz auf die Ränge überschwappt oder die leidenschaftliche Anfeuerung der wahren Fans eines schon geschlagene Mannschaft dazu treibt, ein Spiel zu drehen.

In Brasilien muten die Ränge manchmal an wie eine tote Zone. Außer einem Geraune und ein wenig Getrommel, wenn afrikanische Mannschaften auf dem Platz stehen, kommt nicht viel Stimmung auf. Kein Wunder, sitzen doch auf den Tribünen nicht die Menschen, die das Spiel am meisten lieben, sondern die, denen der Kartenkauf am wenigstens wehtut.

Eine Umfrage des brasilianischen Instituts Datafolha hat gezeigt, dass die Stadionbesucher bei der WM überdurchschnittlich reich und überdurchschnittlich weiß sind, die Bevölkerungsgruppe mit einem Monatseinkommen zwischen 500 und 2000 Dollar stellt zwar fast 50 Prozent der Gesamtbevölkerung, ist aber nur mit neun Prozent unter den Stadionbesuchern vertreten. Es sind Menschen, das wird bei jeder Nahaufnahme des Publikums deutlich, die im Stadion vor allem unterhalten werden wollen: Ihre Vorstellung von Fußball-Fantum ist es, sich wie ein Clown bunt anzumalen, groteske Brillen zu tragen und das aktuelle Mannschaftstrikot anzuziehen. Sie jubeln am lautesten, sobald sie ihr eigenes Bild auf der großen Stadionleinwand entdecken – selbst wenn ihre eigene Mannschaft zurückliegt.

Die Fifa hat schon vor ihrem harschen Vorgehen gegen die Zaunfahnen alles getan, dem Fußball seine ursprüngliche Unkalkulierbarkeit zu nehmen. Mit hohen Eintrittspreise - Brasilianer zahlten für das Achtelfinalspiel gegen Chile bis zu 200 Dollar pro Ticket – und strengen Benimm-Regeln, mit Verboten und Auflagen. Die gehen bis zur absurden Forderung, dass die beteiligten Fußballspielern ihre eigenen Kopfhörer einer beliebten In-Marke nicht benutzen dürfen, weil ein großer Elektronikhersteller, der ein Konkurrenzprodukt herstellt, Werbepartner des Turniers ist. Öffentlich weißt die Fifa Kritik zurück. So seien in Brasilien günstigste Eintrittskarten für nur 25 Dollar werden an Studenten, Senioren und Wohlfahrtsempfänger verkauft worden, hieß es stolz. Pro Partie waren es etwa 3000, in Stadien, die das Zehn- oder gar Zwanzigfache fassen.

Die Zaunfahnen sind so nur das jüngste Opfer einer seit Jahren andauernden Eventisierung des Fußballspiels. Die Fifa zielt auf noch mehr Hochglanz, noch mehr Oberfläche, die sich für noch mehr Vermarktung eignet. Auf der Strecke bleibt dabei die Seele des Spiels – was den Fans inzwischen auch nicht mehr entgeht: „Zaunfahnen würden dem Deutschen Spiel jetzt gut tun“, twitterte @ISDT kurz vor Ende des deutschen Spiel gegen Algerien. Zwei einsame hingen da wieder, ganz oben im obersten Oberrang.

Dort, wo sie niemand sehen konnte.



Sonntag, 22. Juni 2014

Fifa und der Kampf um die Fahnen

Kampf des Weltverbandes gegen die Halle/S.-Fahne: Die Fifa hat zu Beginn der Partie der DFB-Elf gegen Ghana erneut für Unmut bei den deutschen Fans gesorgt. Grund waren Ordner im deutschen Block, die während der Begegnung in Fortaleza Fan-Plakate und Fahnen abgehängt hatten - nicht zum ersten Mal, wie es im Fanboard ultras.ws heißt. Dazu wurde beim deutschen Spiel gegen Ghana sogar Militär eingesetzt.

Doch diesmal antworteten die Anhänger der DFB-Elf darauf mit Pfiffen und skandierten "Fifa raus". Während Reporter Tom Bartels behauptete, die Banner seien abgehängt geblieben, sahen Zuschauer daheim das Transparent mit der Aufschrift Halle/S. auch nach Kloses Ausgleichstor präsent im Bild - der neue Rekord-WM-Schütze lief beim Jubel direkt an der Fahne vorüber.

Der Grund für das Vorgehen der Fifa gegen die vor allem bei Deutschen, Argentiniern und Engländern beliebten Zaunfahnen ist nach wie vor unklar. Vermutlich haben die Organisatoren Angst, dass die Plakate die Sicht auf die Werbebanden der zahlenden Sponsoren beeinträchtigen oder doch zumindest von ihnen ablenken. Der Riesenkonzern Fifa hat sich ein Monopol auf die beliebteste Sportart der Welt aufgebaut, dabei wird er von keiner Kartellbehörde überwacht, von keinem Wettbewerbshüter verfolgt und von keinem Steuerfahnder beargwöhnt. Auch wenn die Fifa in Brasilien, Deutschland oder Italien Milliarden einnimmt, wird sie in der Schweiz behandelt wie ein Kegelklub mit 15 Mitgliedern: Ihren Reingewinn versteuert die Fifa in der Schweiz mit 4,25 Prozent.

Eifersüchtig wacht sie über ihre Pfründe. Einträgen bei Twitter zufolge sollen ordner auch angegeben haben, dass dass man auf den Fahnen Parolen vermutet würden, die rassistisch oder politisch sind. Die Fifa ist hier sehr empfindlich - bereits in der Eröffnungszeremonie hatte sie ein Protestplakat, das ein Indio-Junge auf dem Rasen entrollt hatte, von der zentralen Regie zensieren lassen.
Im Fall der Zaunfahnen hat die Fifa später allerdings behauptet, das Vorgehen beruhe auf einem "Fehler der lokalen Organisatoren". Schuld sei eine "Fehlinterpretation" der Ordner gewesen, die geglaubt hätten, dass die Transparente die zulässige Größe überschritten hätten. Dies sei aber nicht der Fall gewesen.

Tröstlich für alle Follower der Halle/S.-Fahne: Im nächsten Spiel gegen die USA dürften die Plakate wieder aufgehängt werden, versicherte der Weltverband.

Ein Augenzeuge aus der Fahnenmafia berichtet direkt aus Brasilien

Freitag, 13. Juni 2014

Imperium der Bälle: Die Weltmacht hinter der WM

Vor der Halbzeit noch da, nach der Halbzeit auf Fifa-Anweisung abgehängt: Die Halle/S.-Fahne kollidiert mit dem Anspruch des Weltverbandes auf exklusive Sichtbarkeit für zahlende Sponsoren.
Zahlt kaum Steuern, beherrscht ihren Markt weltweit monopolistisch, agiert verdeckt und bekommt aller vier Jahre dennoch die Aufwartung von Regierungschefs und Staatsoberhäuptern gemacht - die Fédération Internationale de Football Association ist eine Supermacht, die ihr Hauptprodukt Weltmeisterschaft für Milliarden vermarktet.

Alles hat im Hinterhaus der Rue Saint Honoré 229 angefangen, damals, am 21. Mai vor 110 Jahren. Die Franzosen waren natürlich da, auch die Belgier, die Dänen, Schweden, Holländer und Schweizer. Aus Spanien kamen nur die Männer von Real Madrid, die Deutschen schickten am Nachmittag ein Telegramm, in dem sie ihren Beitritt erklärten. Die Fédération Internationale de Football Association, kurz Fifa, war gegründet, ein eingetragener Verein, der als Dachverband der nationalen Fußballorganisationen den internationalen Spielbetrieb koordinieren sollte.

So schlicht die Idee, so mühsam war die Umsetzung. Die Engländer, immerhin Erfinder des Fußballspiels, wollten sich nicht unterordnen. Große Turniere fanden allenfalls im Schatten der Olympischen Spiele statt. Der 1. Weltkrieg unterbrach alles. Erst nach dem Tod des Gründungspräsidenten Daniel Burley Woolfall gelang es dessen Nachfolger Jules Rimet, mit finanzieller Hilfe des uruguayischen Rinderzüchters Enrique Buero, eine erste Weltmeisterschaft auszurichten.

Ein Geschäft war mit dem Treffen der weltbesten Kicker auch in den folgenden Jahrzehnten nicht zu machen. 1974, als die Weltmeisterschaft in Deutschland gastierte, blieben am Ende nicht einmal fünf Millionen Mark Gewinn für den Weltverband hängen.

Eine Summe, die Fifa-Chef Joseph Blatter heute in der Woche einnimmt, ohne dass ein WM-Turnier stattfindet. Denn so bettelarm der Weltverband in seiner Frühzeit war, so vermögend ist er heute. 1990, als Deutschland zum dritten Mal Weltmeister wurde, verzeichnete der im Schweizer Zürich residierende Dachverband von 204 nationalen Verbänden einen Jahresumsatz von rund elf Millionen Dollar. 2009 überschritt der Umsatz erstmals die Milliarden-Dollar-Grenze und der Gewinn kratzte an der Marke von 200 Millionen Dollar.

Rund um die WM in Südafrika ging es weiter rasant nach oben: Allein der Verkauf der Fernsehrechte und der Sponsorenpakete spülten dem Verband 3,2 Milliarden Euro in die Kassen. Aus dem Turnier in Brasilien nun erwartet die Fifa nach Angaben ihres Generalsekretärs Jérôme Valcke eine weitere Steigerung: Einnahmen in Höhe von vier Milliarden US-Dollar stehen im Plan. Nach Schätzungen der Beraterfirma BDO könnte die Fußballweltmeisterschaft der Fifa sogar bis zu fünf Milliarden US-Dollar einbringen - eine satte Steigerung von rund 36 Prozent in vier Jahren seit der letzten Weltmeisterschaft in Südafrika. Und mehr als eine Verdopplung gegenüber den 2,3 Milliarden US-Dollar, die 2006 in Deutschland heraussprangen.

Eine Erfolgsgeschichte, die sich nicht nur der in Zeiten wachsender Freizeit natürlich zunehmenden Popularität des Fußballsports bei immer größeren Bevölkerungsgruppen verdankt, sondern vor allem der konsequenten Vermarktungsstrategie, die die Fifa in eigenem Auftrag betreibt.

Aus dem Hauptsitz des Weltverbandes in Zürich-Hottingen gesehen, an dem derzeit rund 400 Mitarbeiter aus über 40 Ländern beschäftigt sind, ist der Fußball, wie ihn Milliarden Menschen lieben, kein Sport, sondern ein Milliardengeschäft. Und eine Finalrunde der WM ist kein Fußballturnier, sondern ein einzigartiges Produkt, das sich auf tausenderlei Arten vermarkten, lizensieren und monetarisieren lässt. Nichts hier passiert zufällig, nirgendwo sind Lücken und Hintertürchen. Die Fußballweltmeisterschaft ist nicht nur ein riesiges Volksfest, sondern ein Markenprodukt, dessen Nutzung sich die Fifa bezahlen lässt. Der Weltverband ist Inhaber vom Namen „Fifa-World-Cup“, vom offiziellen Emblem, dem offiziellen Maskottchen Fuleco und dem Pokal, selbst der Slogan „All in one rhythm“ genießt Markenschutz. Zudem hat die Fifa-Zentrale sich eine Vielzahl von Einzelbegriffen und Wortkombinationen markenrechtlich schützen lassen, darunter „Football World Cup“, „Fan-Fest“ , „Brazil 2014“ und „WM 2014“.

Wer immer diese Logos und Marken nutzen möchte, benötigt eine Erlaubnis der Fifa. Die es nur gegen Zahlung von Lizenzgebühren gibt. Der Versuch, diese harten Regelungen zu umgehen, kann teuer werden: Einerseits ist es verboten, mit offiziellen Fifa-Artikeln und Logos zu werben. Andererseits ist es ebenso verboten, eigene ähnliche Artikel herzustellen oder zu vertreiben, warnt Svenja Harmann von der Industrie- und Handelskammer in München, die eigens einen WM-Ratgeber erarbeitet hat. Ein Bäcker darf kein „WM-Brot“ backen, eine Modeboutique keine echten Fifa-Fußbälle als Deko ins Schaufenster legen.

Wer Spiele der WM öffentlich zeigen will, muss dem „Fifa-Reglement für Public-Viewing-Veranstaltungen“ zustimmen, selbst wenn er nur ein paar Freunde in seinen Garten geladen hat. Dazu gehört dann zum Beispiel, dass er sich bereiterklärt, darauf zu achten, dass „Werbesendungselemente, die in der Übertragung des Wettbewerbs enthalten sind, in keiner Phase der Übertragung verdeckt werden“.

Eifersüchtig wacht das Imperium der Bälle über sein Premiumprodukt. Die Fifa-Division TV organisiert die Vergabe der Übertragungsrechte. Die Fifa Marketing AG besorgt die „kreative Entwicklung und effiziente Umsetzung innovativer Sponsoring-Formen“. Die Fifa-Tochter Match besorgt den Kartenverkauf für das Turnier, eine Spezialabteilung der Tochter den Weiterverkauf von zurückgegebenen Karten. Das Fifa-Unternehmen Early Warning System überwacht Sportwettenanbieter und die Fifa-Tochterfirma Transfer Matching System registriert weltweit Spielerwechsel und Transferzahlungen.

Der Riesenkonzern, der sich so ein Monopol auf die beliebteste Sportart der Welt aufgebaut hat, wird dabei von keiner Kartellbehörde überwacht, von keinem Wettbewerbshüter verfolgt und von keinem Steuerfahnder beargwöhnt. Auch wenn die Fifa in Brasilien, Deutschland oder Italien Milliarden einnimmt, wird sie in der Schweiz behandelt wie ein Kegelklub mit 15 Mitgliedern: Ihren Reingewinn versteuert die Fifa mit 4,25 Prozent. Die Steuersumme lag in den vergangenen Jahren bei rund 17 Millionen Dollar. Knapp doppelt soviel gab die Fifa für ihre Unternehmungsführung aus.

Kritik aber prallt ab. Das Imperium der Bälle hat sich ein eigenes Recht geschaffen, das hilft, seine Privilegien zu verteidigen. Einfluss auf die Führungsspitze, an der der heute 78-jährige Joseph Blatter seit 1998 unumschränkt regiert, könnten nur die Landesverbände nehmen. Die aber müssen mit Sanktionen des Weltverbandes rechnen, geben sie politischem Druck in ihren Heimatländern nach, um Licht in fragwürdige Vorgänge wie etwa die Vergabe der übernächsten WM an das Scheichtum Katar, Bestechungsvorwürfe und Korruptionsaffären zu bringen. Der schöne Schein überstrahlt alles, die Politik gibt ihren Segen durch Anwesenheit, direkt neben den Potentaten der totalen Vermarktung nehmen sie dann Platz, die Merkel und Hollande, Cameron und Gauck. 

Samstag, 7. Juni 2014

Halle/S.: Die Rückkehr der Halle-Fahne

Sie ist immer dort, wo Jogis Jungs sind, sie hängt in bester Lage, sie wirbt für Halle - kostenlos, anonym und unübersehbar. Seit mehr als zehn Jahren reisen zwei Ex-Hallenser mit einer großen Fahne mit dem Aufdruck "Halle/S." hinter der deutschen Nationalmannschaft hinterher, unerkannt und ohne Bestreben, in die Öffentlichkeit zu treten. Zu den Hintergründen hatten wir immer mal einen Text, sogar Kontakt haben wir verschiedentlich mit den beiden Fahnenträgern gehabt.

Hier mal eine Sammlung von Links zu Artikeln zum Thema aus den vergangenen Jahren, damit die bei Bedarf kompakt erreichbar sind:

EM 2012: Halle/S. für alle
EM 2012: Bildergalerie von der Fahne bei der EM
EM 2012: Harte Regeln
EM 2012: Facebook auf der Jagd
WM 2010: Ein Land auf der Suche
WM 2010: An 80 Zäunen um die Welt - wer hinter der Halle-Fahne steckt