In ihrem temposcharfen Thriller-Debüt zeigt Susanne Saygin amerikanische Härte.
Jeder gegen jeden, alle gegen alle. Was in Susanne Saygins Debütroman „Feinde“ beginnt wie ein ganz normaler Routineeinsatz in einem Problemviertel, nur eben mit zwei grausam zugerichteten Leichen, entwickelt auf den 340 weiteren Seiten des ersten Romans der in Köln lebenden Historikerin mit deutsch-türkischen Wurzeln einen brutalen Sog. Ausgangspunkt des Dramas, das sich allmählich zur Tragödie auswächst, sind die Ermittlungen zu den beiden Toten. Zwei junge bulgarische Roma, bekannt vom sogenannten „Schrottstrich“, wie Saygins Ermittler Can und seine Chefin Simone bald herausbekommen. Hinter der grausamen Tat aber verstecken sich diesmal nicht einfach nur Abgründe, sondern eine ganze Parallelwelt aus Korruption, Arbeitsausbeutung und Menschenhandel, in die nicht nur Großunternehmer, sondern auch Behörden verwickelt sind.
Ein Plot, den sich Susanne Saygin nach eigenem Bekunden nicht ausgedacht hat. Vor Jahren habe sie in Köln selbst direkt an einem Arbeitsstrich gewohnt, auf dem sich rumänische Schwarzarbeiter für kleines Geld anboten. Und später entdeckte sie einen der Männer tatsächlich als Arbeiter auf einer Baustelle der öffentlichen Hand. Hinweise an Ämter versanden, ein Schweigekartell scheint ausschließlich bemüht, die Wirklichkeit vor der Wahrnehmung abzuschotten.
In „Feinde“ gelingt das nicht. Saygin lässt hier Flüchtlingshelfer und Polizei, Schlepper, Bandenchefs und Beschwichtiger hart aufeinanderkrachen. Der Polizist Can wird aussortiert, seine Ex-Freundin, die Sozialarbeiterin Marie, ermordet, seine eigentlich so aufrechte Kollegin Simone erpresst. Ganz im Stile eines US-Hardcore-Thrillers startet Can zu einer verzweifelten Expedition ins Herz des Bösen. Als Heimkehrer verkleidet, macht er sich undercover auf den Weg nach Stolipinovo, dem größten Roma-Ghetto Bulgariens. Can will die Wahrheit und er will Beweise, die Mächtigen aber wollen weitermachen wie bisher. Wer da siegt, hat lange nicht gewonnen.
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