Wolf Biermanns berühmte Oma Meume aus dem Lied "Großes Gebet der alten Kommunistin Oma Meume in Hamburg" ist keine Kunstfigur, sondern Biermanns wirkliche Großmutter. Neben dem "Gebet" gibt es ein weiteres Lied namens "Eine Moritat auf Biermann seine Oma Meume in Hamburg", in dem der Liedermacher und Sänger der Frau nachsingt, die als junges Mädchen aus Halle wegmachte nach Hamburg, wie er sagt. "Genauer gesagt, sie ist ihrem Mann hinterhergerannt und hinterhergereist, der abgehauen ist nach Kiel, weil er dort Arbeit finden konnte als Steineträger auf dem Bau." Oma Meume wurde wenig später Hamburgerin - und zweisprachig, wie Biermann sagt.
Neben Sächsisch, wie er den halleschen Dialekt nennt, habe Oma Mäume auch Platt gesprochen. Zuweilen beides sogar gleichzeitig. "Wenn sie vornehm sprechen wollte, sprach sie knüppeldickes, dreckiges Sachsenanhaltinersächsisch, wenn sie aber dreckig sprechen wollte, dann sprach sie Hamburger Platt."
Zwei Sprachen, die auch Enkel Wolf Biermann beherrscht, wie er mit dem Vortrag eines Gedichtes des niederdeutschen Dichters Klaus Groth (auch: Claus Johannes Groth) zeigt. Das hanseatische Platt unterlegt mit dem Anhaltiner Sächsisch der Halloren, das Oma Meume bis an ihr Lebensende sprach. Und wirklich: Bei Wolf Biermann wird daraus die Lingua franca einer längst vergangenen Zeit, als Englisch, Dänisch und Deutsch noch gemeinsam in der Babywiege lagen.
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