Der Zukunftsforscher Harald Welzer sieht die Gesellschaft vom Internet bedroht.
Alles auf einmal, alles gleich und am besten alles auch noch überall und jederzeit - die Versprechen der digitalen Zukunft haben die Gesellschaft im letzten Jahrzehnt stärker verändert als Mauerfall und Ende des Staatssozialismus. Die Welt ist offener geworden, kleiner und gleicher, neue Firmen wuchsen zu Giganten, alte Wirtschaftszweige brachen zusammen. Technologie löste Menschen ab, der Handel mit digitalen Gütern den mit echter Ware.
Und doch meldet der Zukunftsforscher Harald
Welzer, der zuletzt mit "Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand" Konsumwahn und "politisches Illusionstheater" (Welzer) gleichermaßen - und gemessen an Verkaufszahlen sehr erfolgreich - kritisiert hatte, schlägt diesmal einen großen Bogen von der Verfolgung im Nationalsozialismus zum Datentracking durch kommerzielle Unternehmen und staatliche Behörden. "Diese Formation macht die totale Überwachung von Menschen perfekt umsetzbar wie noch nie in der Geschichte", urteilt er.
Selbst im Kleinen, auf der äußersten Benutzeroberfläche, zeigten sich die Folgen. Daten aus sozialen Netzwerken dienen als Futter für sogenannte Shit Storms, Menschen werden aufgrund ihrer öffentlich geäußerten Meinung zu einem bestimmten Thema als ganze Person angegriffen und zuweilen richtiggehend vernichtet.
Eine Gesellschaft lernt daraus, sie verändert sich.
Zu drastisch, aber nötig, um die Grundanklage des Neokolonialismus zu begründen, die er schließlich erhebt. An den habe die Menschheit ihre Zukunft verloren, es sei Zeit, sie von der "smarten Diktatur" zurückzuholen. Wenn es denn nicht schon zu spät ist.
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