Donnerstag, 20. Oktober 2016

So gründlich hätte ein Atomkrieg die DDR vernichtet


Als es frostig wurde im Kalten Krieg, spielten die USA die Möglichkeit durch, die Sowjetunion mit einer Serie von massiven Atomschlägen nuklear zu enthaupten. Nicht nur die UdSSR selbst war dabei im Visier, sondern auch deren verbündete Staaten in Osteuropa. Allein zwischen Erfurt und Peking zählt die geheime Liste mit der Identifikationsnummer 32006765 genau 948 Orte, die als Ziele ausgemacht waren. Gemeinsam ist allen Städten, dass es sie nicht mehr geben würde, wären die Pläne aus einer Atomkriegsstudie des US-Militärs jemals zum Einsatz gekommen. Das Strategic Air Command (SAC) der US-Luftwaffe hätte sie förmlich ausgelöscht, wie sich mit Hilfe der Online-Simulation Nukemap simulieren lässt.

Auch Halle wäre im Fall einer Eskalation der Auseinandersetzungen mit dem Warschauer Pakt nach den Vorgaben des SAC-Chefs General Curtis LeMay komplett zerstört worden. Mit zwischen 36.000 und mehr als 100.000 Toten und 50.000 bis 100.000 Verletzten hätte es die Stadt nach einem Besuch der US-Atombomberflotte mit B-47-Bombern aus Großbritannien, Marokko und Spanien und B-52 aus den USA nicht mehr gegeben.

Laut der „Air Power & Systematic Destruction List“ stand Halle nicht direkt auf der Zielliste. Doch um einen nuklearen Schlagabtausch zu verhindern, wollten die USA Städte mit sowjetischen Truppenstützpunkten wie Merseburg, Aken, Bernburg, Tröglitz, Dessau, Merseburg, Wittstock oder Zerbst so massiv angreifen, dass die Saalestadt ebenfalls zum Ground Zero geworden wäre. Eine zweite Liste sogenannter Delta-Targets enthielt dann weichere Ziele wie Verkehrsknotenpunkte, Städte und Industriezentren. Spätestens jetzt wäre nach einem 800-seitigen Papier, das nach einer Klage des Journalisten Michael Dobbs im Dezember 2015 vom Nationalarchiv freigegeben werden musste, ganz Ostdeutschland zu einer atomaren Wüste geworden.

Weil überwiegend Explosionen auf dem Boden vorgesehen waren, um die Infrastruktur möglichst gründlich zu zerstören, rechnete die Air Force zudem mit einem viel höheren nuklearen Fallout als bei gleich großen Nuklearexplosionen in der Luft, wie sie Hiroshima und Nagasaki zerstört hatten. Diese Phase der „systematischen Zerstörung“ des sogenannten „kriegsfähigen Potentials“ des Ostblocks hätte den Abwurf von Atombomben mit einer Sprengkraft von nur 0,16 Megatonnen vorgesehen. Auch das ist aber immerhin noch acht Mal mehr als die Nagasaki-Bombe hatte.



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