Juliane Gringer hat einen schönen Text dazu geschrieben, den ich auf diesem Weg mal nachreiche: Sandsäcke schleppen, für Verpflegung sorgen oder Menschen unterstützen, die durch das Hochwasser ihr Zuhause vorübergehend verloren haben: Tausende freiwillige Helfer sind in den vergangenen Tagen spontan aktiv geworden, um die Schäden durch die Flut in Sachsen-Anhalt einzudämmen. Unter ihnen waren auffällig viele junge Leute.
Braucht es erst so eine Katastrophe, damit diese "Generation Gummistiefel" Engagement zeigt und sich selbstlos für ihre Mitmenschen einsetzt? Und wie geht es nach der Flut weiter? Sind diese Helfer jetzt "auf den Geschmack gekommen" und wollen vielleicht regelmäßig aktiv werden? "Wenn um mich herum die Stadt unter Wasser steht, kann ich ja nicht einfach nur zugucken", erklärt Linda Löbig. Aus diesem Grund hat die 24-Jährige vergangene Woche in Halle und Bitterfeld-Wolfen Sandsäcke befüllt, geschleppt und gestapelt. Mehrere Tage und eine ganze Nacht lang. Sie hat ganz kurzfristig mit angepackt - als sei das selbstverständlich.
"Für mich war es das auch", sagt sie. Linda hatte vorher so gut wie keine Erfahrung mit ehrenamtlicher Arbeit, sie ist in keinem Verein Mitglied oder bei anderen Organisationen engagiert. "Das wäre nichts für mich, da extra Mitglied zu werden. Ich helfe lieber dann, wenn irgendwo konkret Unterstützung gebraucht wird", so die Lehramtsstudentin, die die Fächer Sozialkunde und Geschichte belegt. So hat sie beispielsweise vor kurzem eine Freundin unterstützt, die ein Konzert organisiert hat. Für Christopher Stimpel von der Freiwilligenagentur Halle ist sie damit eine ganz typische Vertreterin ihrer Generation: "Jugendliche haben eine hohe Bereitschaft sich zu engagieren - aber nicht in klassischen Formen wie bei Vereinen", erklärt er.
Wissenschaftliche Untersuchungen wie der Freiwilligensurvey oder die Shell-Studie bestätigen das. Muss es dann aber trotzdem erst eine Flutkatastrophe geben, damit sie aktiv werden? "Nein, auf keinen Fall", so Stimpel, "Jugendliche sind bereits sehr aktiv - in vielen kleinen Initiativen, die aber nicht so intensiv wahrgenommen werden. Die Bilder dieses Hochwassereinsatzes aber, die sieht die Öffentlichkeit ganz bewusst. Es brauchte also vielleicht so ein großes Ereignis, um das Engagement sichtbar zu machen." Aber warum war es gerade dieses Hochwasser, das so viele Helfer so schnell mobilisierte? Marc Beyer, Bereichsleiter Berufliche Qualifizierung der halleschen Jugendwerkstatt "Frohe Zukunft", glaubt: "Durch viele verschiedene Nuancen haben die Leute gemerkt, dass hier wirklich etwas Schlimmes passiert ist: Da fährt der Bus nicht mehr, zu Hause im Fernsehen sieht man schlimme Bilder aus der eigenen Stadt und es herrscht so eine gespenstische Stille in den Straßen." An diesem Punkt hätten sie beschlossen, einfach loszugehen - und sich dann völlig verausgabt. Als Linda gesehen hat, wie viele Leute nur rumstanden und den Helfern zuguckten, statt selbst aktiv zu werden, da hat sie gedacht: "So will ich nicht sein."
Das war für sie die Initialzündung. "Jetzt bin ich stolz darauf, dass ich sagen kann, ich habe etwas getan." Der Einsatz sei sehr anstrengend gewesen, aber: "Ich powere mich gern mal aus. Und die Stimmung war einfach richtig cool. Ich habe in kurzer Zeit so viele Leute kennen gelernt, das war ganz locker, man hat zusammen gearbeitet und sich dabei unterhalten." Motiviert sie dieses Erlebnis zum Weitermachen, wird sie versuchen, sich in Zukunft anderswo zu engagieren? "Ja, auf jeden Fall, aber wie bisher eher spontan und nicht in offiziellem Rahmen." Jetzt müsse sie aber "erst mal runterkommen.
Es gab die ganzen letzten Tage ja kein anderes Thema mehr." Marc Beyer ist überzeugt, dass das Hochwasser nicht nur die Stadt, sondern auch ihre Bewohner verändert hat: "Diese Helfer sind vor sich selber erschrocken, was sie leisten können. Und auch wenn das Wasser zurückgegangen sein wird, haben sie sich verändert, genau wie Halle sicher nicht mehr die Stadt ist, die es mal war." Er glaubt unter anderem, dass gerade die jungen Bewohner sorgsamer mit ihrer Umwelt umgehen werden. "Die Graffiti-Sprühereien an der Eissporthalle zum Beispiel werden bestimmt abnehmen", denkt er.
Und wird sich die "Generation Gummistiefel" weiter sozial engagieren? "Zivilcourage wird auf jeden Fall ein Thema sein", so Beyer. "Wer so etwas erlebt hat, wird sensibler für das, was in der eigenen Umgebung passiert und die Momente, in denen Mitmenschen Hilfe brauchen." Abgesehen davon müsse nun "von den Offiziellen des Landes richtig mit dem Thema umgegangen werden, um die Energie zu bewahren." Das hieße für ihn, den Helfern nicht nur zu danken und dann wieder zur Tagesordnung überzugehen, sondern einen Weg zu finden, das Gefühl zu bewahren, das die Helfer mit jedem Sandsack weitergaben: "Das war so eine heikle Situation, in der alle zusammengehalten haben. Die Erinnerung daran darf nicht verblassen, man muss die Bilder davon zeigen und die Geschichte weitererzählen."
Braucht es erst so eine Katastrophe, damit diese "Generation Gummistiefel" Engagement zeigt und sich selbstlos für ihre Mitmenschen einsetzt? Und wie geht es nach der Flut weiter? Sind diese Helfer jetzt "auf den Geschmack gekommen" und wollen vielleicht regelmäßig aktiv werden? "Wenn um mich herum die Stadt unter Wasser steht, kann ich ja nicht einfach nur zugucken", erklärt Linda Löbig. Aus diesem Grund hat die 24-Jährige vergangene Woche in Halle und Bitterfeld-Wolfen Sandsäcke befüllt, geschleppt und gestapelt. Mehrere Tage und eine ganze Nacht lang. Sie hat ganz kurzfristig mit angepackt - als sei das selbstverständlich.
"Für mich war es das auch", sagt sie. Linda hatte vorher so gut wie keine Erfahrung mit ehrenamtlicher Arbeit, sie ist in keinem Verein Mitglied oder bei anderen Organisationen engagiert. "Das wäre nichts für mich, da extra Mitglied zu werden. Ich helfe lieber dann, wenn irgendwo konkret Unterstützung gebraucht wird", so die Lehramtsstudentin, die die Fächer Sozialkunde und Geschichte belegt. So hat sie beispielsweise vor kurzem eine Freundin unterstützt, die ein Konzert organisiert hat. Für Christopher Stimpel von der Freiwilligenagentur Halle ist sie damit eine ganz typische Vertreterin ihrer Generation: "Jugendliche haben eine hohe Bereitschaft sich zu engagieren - aber nicht in klassischen Formen wie bei Vereinen", erklärt er.
Wissenschaftliche Untersuchungen wie der Freiwilligensurvey oder die Shell-Studie bestätigen das. Muss es dann aber trotzdem erst eine Flutkatastrophe geben, damit sie aktiv werden? "Nein, auf keinen Fall", so Stimpel, "Jugendliche sind bereits sehr aktiv - in vielen kleinen Initiativen, die aber nicht so intensiv wahrgenommen werden. Die Bilder dieses Hochwassereinsatzes aber, die sieht die Öffentlichkeit ganz bewusst. Es brauchte also vielleicht so ein großes Ereignis, um das Engagement sichtbar zu machen." Aber warum war es gerade dieses Hochwasser, das so viele Helfer so schnell mobilisierte? Marc Beyer, Bereichsleiter Berufliche Qualifizierung der halleschen Jugendwerkstatt "Frohe Zukunft", glaubt: "Durch viele verschiedene Nuancen haben die Leute gemerkt, dass hier wirklich etwas Schlimmes passiert ist: Da fährt der Bus nicht mehr, zu Hause im Fernsehen sieht man schlimme Bilder aus der eigenen Stadt und es herrscht so eine gespenstische Stille in den Straßen." An diesem Punkt hätten sie beschlossen, einfach loszugehen - und sich dann völlig verausgabt. Als Linda gesehen hat, wie viele Leute nur rumstanden und den Helfern zuguckten, statt selbst aktiv zu werden, da hat sie gedacht: "So will ich nicht sein."
Das war für sie die Initialzündung. "Jetzt bin ich stolz darauf, dass ich sagen kann, ich habe etwas getan." Der Einsatz sei sehr anstrengend gewesen, aber: "Ich powere mich gern mal aus. Und die Stimmung war einfach richtig cool. Ich habe in kurzer Zeit so viele Leute kennen gelernt, das war ganz locker, man hat zusammen gearbeitet und sich dabei unterhalten." Motiviert sie dieses Erlebnis zum Weitermachen, wird sie versuchen, sich in Zukunft anderswo zu engagieren? "Ja, auf jeden Fall, aber wie bisher eher spontan und nicht in offiziellem Rahmen." Jetzt müsse sie aber "erst mal runterkommen.
Es gab die ganzen letzten Tage ja kein anderes Thema mehr." Marc Beyer ist überzeugt, dass das Hochwasser nicht nur die Stadt, sondern auch ihre Bewohner verändert hat: "Diese Helfer sind vor sich selber erschrocken, was sie leisten können. Und auch wenn das Wasser zurückgegangen sein wird, haben sie sich verändert, genau wie Halle sicher nicht mehr die Stadt ist, die es mal war." Er glaubt unter anderem, dass gerade die jungen Bewohner sorgsamer mit ihrer Umwelt umgehen werden. "Die Graffiti-Sprühereien an der Eissporthalle zum Beispiel werden bestimmt abnehmen", denkt er.
Und wird sich die "Generation Gummistiefel" weiter sozial engagieren? "Zivilcourage wird auf jeden Fall ein Thema sein", so Beyer. "Wer so etwas erlebt hat, wird sensibler für das, was in der eigenen Umgebung passiert und die Momente, in denen Mitmenschen Hilfe brauchen." Abgesehen davon müsse nun "von den Offiziellen des Landes richtig mit dem Thema umgegangen werden, um die Energie zu bewahren." Das hieße für ihn, den Helfern nicht nur zu danken und dann wieder zur Tagesordnung überzugehen, sondern einen Weg zu finden, das Gefühl zu bewahren, das die Helfer mit jedem Sandsack weitergaben: "Das war so eine heikle Situation, in der alle zusammengehalten haben. Die Erinnerung daran darf nicht verblassen, man muss die Bilder davon zeigen und die Geschichte weitererzählen."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen