Freitag, 24. März 2017

Hochwasser: Jemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen

So ähnlich wird die neue Mauer aussehen, die ab 2018 den Gimritzer Damm flankiert. 
Nach dem Hochwasser vom Sommer 2013 kam der Streit darum, wie es weitergehen soll. Dammbau hier oder dort, eine neue Eissporthalle oder die alte, alle Wege im Naturschutzgebiet asphaltieren oder doch nur ein paar? So schnell das Rathaus am Anfang vorgeprescht war, um gemeinsam mit bewährten Partnern vollendete Tatsachen zu schaffen, so zäh wurde die Geschichte schließlich vor Gericht.

Erst nach dreieinhalb Jahren wird nun langsam deutlich, wohin die Reise geht: Es wird kein neuer Damm gebaut, nicht an neuer Stelle wie ursprünglich vom Oberbürgermeister angestrebt, und nicht an alter, wie immer schon von der Verwaltung abgelehnt. Stattdessen entsteht ab 2018 neben dem alten Deich eine sogenannte Spundwand, wie sie heute schon in der Nähe von Barby an der Elbe zu bewundern ist (Bild oben).

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz hat die Absicht, eine 1.240 Meter lange Mauer zu bauen, immer entlang des alten Dammes - und höher als dessen Krone heute.

Benutzt werden für eine solche „tragende und dichtende Wand auf einer aufgelösten Bohrpfahlgründung“, wie es offiziell heißt, in der Regel Spundwandsegmente aus Stahl, die mehrere Meter tief in die Erde reichen. Nach oben überragt die künftige Stahlmauer zwischen Neustadt und der Peißnitz nach Fertigstellung jeden Menschen, sie zerschneidet die Verbindung zwischen Neustadt und Altstadt, sie verleiht der Naturidylle am Rande der Peißnitzinsel die Atmosphäre einer Industriebrache.

Sprayer werden sich freuen, Spaziergänger erschüttert sein. Für das Bauwerk weichen muss der komplette Bewuchs auf der Saaleseite des Dammes vom Sandanger bis zur Heideallee, geschätzte 500 Bäume, teilweise 30 bis 50 Jahre alt.

An ihrer Stelle wächst ein Stahlriegel im Vorfeld des Dammes, der in Zukunft  als "unüberwindliche Barriere für Tiere und Baumwurzeln" (Eigenwerbung) wirkt.

2 Kommentare:

  1. Schade, dass manches Unverstandene auch von Redakteuren in der MZ / öffentliche Foren verbreitet werden kann. Das Rathaus ( sprich der Oberbürgermeister ) sah Gefahr im Verzug - und fand anfänglich auch Unterstützer in Magdeburg, die dann, aus welchen Gründen auch immer, zum " Rückzug " blasen mussten ". Die ablehnende Haltung der Verwaltung hat andere Gründe - wie sie auch heute in der ständigen Blockadehaltung gegen den OB zum Ausdruck kommt. Das Rathaus hat nicht die Absicht eine 1.240 m Mauer zu bauen - die ist ein Teil ihrer Strategie. Sie können gar nicht bauen! Das Rathaus ist nur für kommunale Aufgaben zuständig - nicht für Landesaufgaben, wie z.B. die beiden Dämme ( Passendorfer- und Gimritzer-Damm ). Die zitierten bewährten Partner waren sich einig, wohl wissend, dass mit Klagen wegen einer fehlenden UVP eine Hürde aufgebaut werden kann, welche zu einer jahrelangen Verzögerung des Schutzes von ca 30.000 Einwohner von Halle-Neustadt führen wird.
    Wie eigentlich Steffen Könau bekannt sein müßte ( liest er die MZ? ) folgten die Ausarbeitung von Varianten ( Bauarten, Verläufe, Kosten, unter Beachtung diverser Einsprüche usw. ) durch das verantwortliche Landesamt mit der Entscheidung, die Steffen Könau als entstehende Industriebrache abqualifizieren möchte. Die Naturidylle ( Enklave = Gut Gimritz genannt ) und die Peißnitzinsel wird damit keineswegs zur Industriebrache. Diese Stahlwand zerschneidet auch nicht die Verbindung von Neustadt und Altstadt - dazu gibt es Straßen, Brücken, Wege usw. Aber aus den Ausführungen von Steffen Könau wird deutlich, dass er nicht die STADT HALLE vertritt, sondern nur einen Teil davon ( z.B. Hafenstrasse, Sophienhafen und ähnliches ) und nicht den größten Stadtteil der GESAMTEN STADT HALLE an der SAALE : nämlich den seit 2013 schutzlosen Stadtteil Halle-Neustadt. Sprayer, Spaziergänger, Bisamratten, Biber, Mäuse usw. werden sich arrangieren - eventuell hat Steffen Könau auch mal einen umsetzbaren Vorschlag zur Verschönerung der Ansichten der neuen Schutzwand. Und das die Schutzwand höher sein muss als der alte Deich ( er kann erhalten bleiben als Promenadenweg, Radweg ect. ) liegt an gesetzlichen Vorgaben, an DIN-Vorschriften und auch daran, dass auf Deichen keine Bäume stehen dürfen. Oder kann Steffen Könau das nächste Hochwasser zeitlich und gar von der Höhe her voraussagen? Deiche sind zu pflegen durch Schafe mit dem goldenen Tritt und als Pfennigsucher "getarnt". Im Übrigen gibt es ein altes Sprichwort, das da lautet: Die Hunde bellen, doch die Karawane zieht. Leider dauert es aufgrund fehlender Einsichten und in einer Durchsetzungseuphorie der Gerichte immer länger, dass Teile der Bürger, die sich immer mehr politisch engagagieren, nicht mehr an die erwartete "Allgemeinwohl"-Berücksichtigung in den Urteilen glauben. Sie haben schon mehrfach gehandelt - z.B. bei Wahlen ohne FDF, Grüne ... in der Parlamenten. Nichts ist in Stein gemeißelt!

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  2. Vielen Dank für den Hinweis, aber glauben Sie mir: Ich bin hier ganz und gar privat unterwegs. Ich vertrete auch nicht die "Stadt Halle", nicht mal Teile von ihr, sondern nur meine eigene Meinung. Zur Notwendigkeit eines erneuerten Hochwasserschutzes haben Sie alles gesagt, mir ging es hier aber gerade nicht um das ob, sondern um das wie. Die jetzt öffentlich gemachten Baupläne sind für mich als jemanden, der in Halle-Neustadt aufgewachsen ist, einfach unvorstellbar in der Umsetzung. Und das sogar ganz abgesehen von der dann notwendig werdenden Abholzung aller Bäume auf der Peißnitzseite des Dammes.

    Sie mögen der Ansicht sein, dass der Zweck die Mittel heiligt. Das ist ihr gutes Recht. Meines ist es, das anders zu sehen.

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