Sonntag, 17. März 2019

Kahlschlag auf der Peißnitz: Baum-Mord auf Raten


Es ist der Traum vom reinen Wald wie ganz früher, einer Natur ohne "Fremdgehölze", auch wenn die wie der amerikanische Eschen-Ahorn (Acer negundo) schon seit 300 Jahren in Deutschland wächst. Als Neophyt geranntmarkt, steht er auf der "Schwarzen Liste" der Gewächse wie die Silber-Weide und die Schwarz-Pappel verdrängt, deren deutsche Standgeschichte noch länger währt.

Gegen diese "Invasion" (hallelife) hilft nach Meinung von Experten die sogenannte "Ringelung" am besten. Dabei wird dem Baum ein mehrere Zentimeter breiter Streifen der Rinde am unteren Teil des Stammes ringförmig abgeschnitzt. So soll, das zumindest ist der feste Glaube der Ringler, dem geringelten Baum der Saftstrom abgeschnittenn, so dass der Transport von Nährstoffen von den Wurzeln in Äste und Zweige und Blättter gestoppt wird.

Vor vier Jahren begann eine große Ringelaktion auf der unter Naturschutz stehenden Nordspitze der Peißnitzinsel, auf der seit einigen Jahren auch wieder mehrere Biber heimisch sind. Wie die Pläne zur Schotterung der Waldwege gehört auch das gezielte Absterbenlassen von Bäumen zur Umsetzung städtischer Pläne, sogenannte "invasive Neothyten" mit Hilfe hochrangiger Helfer aus der Politik zu bekämpfen, weil sie heimischen Pflanzen und damit auch Tieren die Lebensgrundlage entzögen.

In der Theorie reicht es, die in der DDR ihrer pflegeleichten Wuchsfreudigkeit achtlos angepflanzten Bäume ausgiebig zu ringeln, um sie binnen dreier Jahre in Totholz zu verwandeln. Mit dem aufwendigen Verfahren soll vermieden werden, dass gefällter Eschen-Ahorn bereits im zweiten Jahr Stockausschläge bildet, die dazu führen, dass mehr Eschen-Ahorn wächst statt weniger. Geringelte Bäume hingegen sind nach drei Jahren abgestorben, kahles Stämme, die nur noch abgesägt und abtransportiert werden müssen.

Wenn sie nicht in der Praxis selbst andere Absichten erkennen lassen, wie das die geringelten Bäume auf der Nordspitze tun. Statt zu sterben und damit Raum zu schaffen, in dem sich "die naturnahe Aue" (Koordinationsstelle invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts) wiederherstellen lässt, weigern sich die Geringelten, beim Kahlschlag mitzumachen. Mit Erfolg: Auch in diesem Jahr schlagen die totgeweihten Ringelbäume auf der Nordspitze wieder zuverlässig aus, ebenso wie ihre bereits vor noch längerer Zeit geringelten Artgenossen am Ufer der Wilden Saale (Foto Mitte).

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