Donnerstag, 2. Februar 2017

Carsten Mohren: Bis zum Ende leben


Im November vergangenen Jahres wusste Carsten Mohren, den seine Kollegen nur „Beathoven“ nannten, dass ihm nur noch kurze Zeit zu leben blieb. Mund- und Rachenkrebs im Endstadium, die Ärzte gaben dem Musiker mit den flinken Klavierfingern kein halbes Jahr mehr zu leben. Doch Carsten Mohren, aufgewachsen im Haus des Puhdys-Gitarristen Dieter Hertrampf, wollte trotzdem noch einmal raus, noch einmal auf die Bühne, noch einmal diese wilden, ekstatischen Konzerte spielen, für die seine Band Rockhaus bekannt war.

Also zogen sie los, die fünf Männer um Sänger Mike Kilian, die 1978 beschlossen hatten, erfolgreicher als die Puhdys zu werden. Carsten Mohren, schmal geworden und geschwächt von seiner Krankheit, stand mit dicker Brille auf der Bühne, er schmunzelte oft und spielte doch, als ob nichts gewesen sei: Ein Klavier bei „Parties“, das Schifferklavier bei „Blutrot“ und die Kirchenorgel bei „I.L.D.“. Rockhaus waren, knapp 40 Jahre nach der Gründung, 30 nach ihrem größten Erfolg mit dem Album „I.L.D.“, 20 Jahre nach der Auflösung und zehn nach dem Comeback zurück im Glück, mit vollen Hallen und Zusatzkonzerten.

Für Carsten Mohren, der immer auch als Komponist, Produzent und Toningenieur etwa für die Puhdys, Karat, Dirk Michaelis und Regina Thoss gearbeitet hatte, das Ziel aller Wünsche. Mit acht Jahren hatte er begonnen, Klavierunterricht zu nehmen. Mit 18 spielte er neben dem späteren Pankow-Frontmann André Herzberg in der Gauckler-Rockband, mit Mitte 20 wechselte er genau in dem Moment zu Rockhaus, als aus der Teenie-Truppe eine Band wurde, die ernsthafte Fragen in großen Rockhymnen wie „Mich zu lieben“ abhandelte. Woher kommt diese Einsamkeit? Was stellt diese Gesellschaft mit denen an, die in ihr leben?

Die Antwort ist offen, auch nach dem letzten Rockhaus-Album „Therapie“, das im Titel schon auf Mohrens schwere Erkrankung anspielte. Der Keyboarder, der auf seiner letzten Tour noch half, das erste Rockhaus-Live-Album einzuspielen, starb am Dienstag in einer Berliner Klinik.

Carsten Mohren wurde nur 54 Jahre alt.

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