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Mittwoch, 14. November 2018

Blockchain: Wie die DSGVO in Europa die Zukunft beendet hat

Datenverarbeitung im Honecker-Bunker.

Blockchain-Anwendungen gelten als Basis für neue Geschäftsmodelle. Eigentlich. Denn mit ihrer neuen Datenschutzverordnung aber macht Europa die breite Nutzung der neuen Technologie dauerhaft unmöglich.

Mit dem Höhenflug der virtuellen Währung Bitcoin Ende vergangenen Jahres rückte der Begriff Blockchain zum ersten Mal in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Das schnelle Geld lockte, der steile Anstieg auf bis zu 20 000 Dollar für einen einzigen Bitcoin verführte viele, auch ein paar Euro auf das zu setzen, was nach Meinung vieler Experten ein Stück Zukunft mitten in der Gegenwart ist.

Allerdings nicht, weil Blockchain-Geld wie Bitcoin, Ethereum, Ripple oder IOTA schnelle Gewinne verspricht. Sondern weil die Technologie, die hinter den sogenannten Kryptowährungen steckt, zahllose andere Anwendungen ermöglicht. Bei jeder Blockchain - zu Deutsch so viel wie „Blockkette“ - handelt es sich um eine Art elektronisches Fahrtenbuch, an dem viele Teilnehmer schreiben. Jeder Nutzer hat Einsicht in alle Transaktionen, die Daten liegen nicht bei einem einzelnen Anbieter wie etwa bei Google, Amazon oder Facebook, sondern auf vielen dezentralen Computern zugleich. Dennoch sind sie nicht manipulierbar, weil jeder später geschriebene Eintrag für die Echtheit aller früheren garantiert: Was einmal in der Blockchain steht, ist nachträglich nicht veränderbar - so wie ein zwei Monate alter Eintrag in einem Fahrtenbuch nicht korrigiert werden kann, weil sich sonst automatisch die Endsumme ändern müsste.

Eine solche Buchhaltung braucht keinen Buchhalter mehr, Überweisungen benötigen keine Bank, die Abrechnung etwa von Stromkosten geschieht automatisch und Mietverträge oder Interneteinkäufe können über sogenannte Smart Contracts geschlossen werden. Die Initiatoren der sozialen Netzwerke minds.com und steemit.com nutzen eine Blockchain, um Facebook Konkurrenz zu machen. Das niederländische Startup Channels dagegen baut einen Messenger auf Blockchainbasis und die Macher von Dtube.com setzen auf ein dezentrales Youtube ohne den Datenhunger des Originals.

Die Blockchain bietet damit die Möglichkeit, das vielkritisierte Datenmonopol der Internetriesen aufzuheben. Zudem: Eine Zensur von Inhalten, die über Blockchain-Netzwerke oder - Messenger verbreitet werden, ist so wenig möglich wie ein Auslesen privater Daten durch Werbenetzwerke oder Behörden.

Ein Ziel, das auch die im März in Kraft getretene neue europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verfolgt. Ausgerechnet das über Jahre entwickelte Projekt aber droht nun, Blockchain-Anwendungen in der EU für die Zukunft rein  rechtlich gesehen unmöglich zu machen.

Schuld daran ist Artikel 17 der DSGVO, der ein „Recht auf Löschung“ festschreibt. Danach kann jeder Mensch verlangen, dass Betreiber von Internetseiten oder soziale Netzwerke von ihm hinterlassene Daten löschen, wenn er das wünscht. Eine Vorgabe, die sich bei einer Blockchain-Anwendung nicht realisieren lässt, weil jede nachträgliche Veränderung der quasi wie die Steine eines Hauses aufeinandergeschichteten Blöcke den gesamten Bau zum Einsturz bringen würde.

Ein Problem, das der grüne EU-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht „eine besondere Herausforderung für Blockchain-Anwendungen“ nennt, „da hier eine nachträgliche Veränderung von einmal eingegeben Datensätzen nicht mehr möglich ist“. Der 35-jährige Politiker gilt als Vater der DSGVO, er hat die Grundzüge der Verordnung entworfen und sechs Jahre lang für den verschärften Datenschutz gekämpft. Heute verweist er darauf, dass es ja Versuche gebe, „Blockchain-Anwendungen mit anonymisierten Daten oder mit ausdrücklichem Verzicht Betroffener auf nachträgliche Löschungsmöglichkeiten zu entwickeln“. Albrecht gesteht zu, dass das „mit einem besonderen Aufwand verbunden“ wäre, gelänge es denn, eine Lösung zu finden.

Aber bisher gibt es die ohnehin nicht, so dass Albrecht einen Ausweg nur darin sieht, dort, wo nicht gelöscht werden kann, „die Notwendigkeit fortgesetzter Datenverarbeitung zu rechtfertigen“. Die DSGVO lässt es zu, Daten trotz Löschwunsch weiterzuspeichern, wenn eine ausreichende Begründung vorliegt. Damit ließe sich „Recht auf Vergessenwerden“ aushebeln - zumindest, bis Gerichte anders urteilen.

Spätestens dann aber wäre Europa einmal mehr abgekoppelt von einer neuen Entwicklung, die in den nächsten Jahren den Alltag von Millionen verändern wird. Jan Phillip Albrecht allerdings sieht das nicht so dramatisch. Beim Recht auf Vergessenwerden gehe es „ja eigentlich um das De-Indexieren von Suchmaschinenergebnissen“, versichert er.

Personenbezogene Daten, die in einer Blockchain gespeichert werden, seien davon nicht betroffen, liest er aus der DSGVO, was dort nirgendwo steht. Aber besser so, denn bei dezentralen Netzwerken wie Steemit.com fehlt es schon am von der EU-Richtlinie erwähnten „Verantwortlichen“, dem Löschwünsche gemeldet werden müssen.

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Denkmal der Ostmoderne: Abschied vom Kosmonauten Sigmund Jähn



Weltweit einzigartig, denkmalgeschützt und vom Bauzustand her zweifelsfrei sanierungsfähig, das ist das Raumflugplanetarium "Sigmund Jähn" in Halle. Doch weil die Fördertöpfe locken und fragwürdige Fluthilferichtlinien hunderttausende Euro für einen Abriss des Baudenkmals versprechen, wird das Denkmal der Ostmoderne, errichtet aus sogenannten HP-Schalen, die der hallesche Bauingenieur und Architekt Herbert Müller in den 50er Jahren erfunden hatte, ausgerechnet im 40. Jahr seines Bestehens abgerissen.

Erst 2015 war dem Gebäude Denkmalschutzstatus verliehen worden. Die verbauten HP-Schalen - die Abkürzung steht für "hyperbolische Paraboloidschale" gelten als besonders leicht und stabil und als Carl Zeiss in Jena Mitte der 70er Jahre eine Stadt suchte, in der ein Beispielbau errichtet werden könnte, um ausländischen Interessenten an der firmeneigenen Planetariumstechnik zu zeigen, was Hightech made in GDR kann, fiel die Wahl auf Halle. Hier hatte sich der Mathematiker und Astronomielehrer Karl Kockel, Chef des damals bereits bestehenden Planetariums im Ortsteil Kanena, für den Bau starkgemacht. Kockel wurde Bauleiter und später Chef des Hauses, er holte mit Sigmund Jähn den ersten Deutschen im All nach Halle und setzte den Namen des DDR-Kosmonaut als Namen des einzigartigen Baus durch.

Kockel starb 2015, da war sein Planetarium schon als "Flutschaden" abgeschrieben worden. Obwohl ein Gutachten ausdrücklich bescheinigte, dass es keine schweren Flutschäden an der Bausubstanz gebe. Um den beschlossenen Abriss dennoch durchzusetzen, musste die hallesche Stadtverwaltung tricksen, täuschen und der Öffentlichkeit wie dem Stadtrat über Jahre hinweg falsche Auskünfte geben.

Letztenendes aber heiligt der Zweck die unfeinen Mittel: Mit dem Abriss des denkmalgeschützten Bauwerks verschwindet das einzige aus HP-Schalen errichtete Planetarium der Welt - ein Rundbau, der aus nur fünf verschiedenen Bauteilen errichtet worden war, wobei jedes Bauteil 28 mal benutzt wurde. An seiner Stelle wird sich künftig ein Stück Wiese befinden, für rund 300.000 Euro auf Steuerzahlerkosten angesät.

Samstag, 16. Dezember 2017

Internet am Ende: Klappe zu, Zukunft tot



Aus dem offenen Internet der Vergangenheit ist durch die Megakonzerne ein System aus geschlossenen Netzwerken geworden. Die Freiheit ist online auf dem Rückzug

Als Mark Zuckerberg vor 15 Jahren den Programmcode für Facemash schrieb, wäre vielleicht noch etwas zu retten gewesen. Doch als Zuckerberg dann in einer Februarnacht des Jahres 2004 Facebook anschaltete, war es zu spät. Der 19-jährige Programmierer, kein besonders ehrlicher Mensch, kein besonders beliebter und auch keiner, der seinen Kommilitonen bis dahin besonders positiv aufgefallen wäre, hatte die Welt ein für allemal verändert. Und das, was wir bis heute "Internet" nennen, wirksam zerstört.

Denn seit Facebook seinen Erfolgszug angetreten hat, ist nichts mehr wie vorher. Sollte das www, wie das Internet eigentlich richtiger genannt werden müsste, ursprünglich ein Ort sein, an dem alle Informationen für jedermann frei zugänglich sind, miteinander verbunden durch Trillionen von Querverweisen, so setzte mit der Geburt von Zuckerbergs Baby ein anderer Trend ein. Statt einer offenen, weiten Landschaft, durch die jeder gehen konnte, gern auch anonym und unerkannt, wurden nun Burgen gebaut, Schlösser und Städte, in denen nur angemeldete Besucher geduldet werden. Manchmal ist, wie beim Kurznachrichtenportal Twitter, reinschauen noch erlaubt. Andere Netzwerke aber schotten sich komplett ab.

In ist, wer drin ist. Wer draußen steht und neugierig guckt, der möge sich anmelden, seine Kreditkartendaten hinterlegen und dann erst darf er mitmachen.

Ein Konzept, das nicht auf freien Fluss von Informationen zielt, sondern auf die Vermarktung von Daten und die Monetarisierung von Inhalten. Wer seine Kunden so gut kennt wie Facebook, Google, LinkedIn oder Twitter, der kann Werbepartnern maßgeschneidertes Publikum für ihre Kampagnen bieten. Die geben ihre Budgets dann mit dem ruhigen Gewissen aus, genau die Zielgruppe zu treffen, der sie ihre Produkte verkaufen wollen.

Das offene Netz mit seiner wabenartigen Struktur kann da nicht mehr mithalten. Auch hier schon strömte immer alles auf den größten Haufen, damals bei Yahoo, bei Myspace oder ICQ. Doch so mächtig wie die drei großen westlichen Webkonzerne Google, Facebook und Amazon und ihre asiatische Konkurrenz von Alibaba, Samsung, Tencent und Baidu waren in der Geschichte der Menschheit noch nie einzelne private Unternehmen.

War früher der Internet-Browser das Tor zu allen Diensten im Netz, so braucht es seit der Erfindung der App selbst den nicht mehr. Statt offener Türen in alle Richtungen hat das neue soziale Netz nur noch eine Öffnung - die zum Angebot des Herstellers der App, die nichts anderes ist als die Lesezeichen, die Menschen früher in eine Browserleiste legten. Nur dass sie jetzt den Desktop belegen und Nutzer dazu erziehen, das anzuklicken, was da ist, und nicht nach Dingen zu suchen, die es nicht sind.

Das Internet wird nach Ansicht des US-Forschers André Staltz so zum "Trinet": Suchen bei <>, Kaufen bei Amazon, Unterhalten bei Facebook. Google und Facebook zusammen erzeugen heute 70 Prozent des Datenverkehrs in Nordamerika, dazu kommt das Netzkino Netflix und Amazons Kinodienst prima. Das Internet mit seinen unzähligen Quellen ist, verglichen mit der Menge an Daten, die heute aus den Clouds der großen Tech-Konzerne abgerufen werden, nur ein winziger Zwerg, der kaum noch relevant ist.

Schuld sind die Nutzer, die Freiheit für Bequemlichkeit opfern. Am besten zu sehen ist das bei Facebook, das für viele kein Netzwerk aus zufälligen Einträgen und einer geheimnisvollen ordnenden Hand ist, sondern ein Informationsmedium. Etwa ein Drittel der Klicks auf Links hier bleibt innerhalb der Facebook-Welt hängen - Facebook-Nutzer verweisen auf Facebook-Posts, auf komplette eingestellte "Instant Articles" oder Bilder. 


Weil aber ohne die großen Netzwerke, vor allem ohne die Klickmaschine Facebook noch weniger Aktivität draußen ankäme, müssen Angebote aus dem noch freien Teil des Internets ihre Inhalte zwangsläufig in den Facebook-Katalog einstellen, weil hier die Zuschauer und Leser sind, die man auf seine eigenen Angebote hinweisen möchte. Reicht denen dann die zweizeilige Ankündigung einer Nachricht als Nachricht, profitiert nur Facebook vom eingestellten Teaser.

Das, was früher einmal das Internet war, eine Party, auf der jeder mittanzen durfte, der eine Idee hatte, für die sich viele Menschen begeistern ließen, wird so zu einer geschlossenen Veranstaltung, die sich im Trinet der Giganten abspielt. Dorthin fließt deshalb auch der Löwenanteil der Werbegelder, dort werden Gewinne eingefahren, deren Höhe es jedem Wettbewerber unmöglich macht, auf Augenhöhe aufzuschließen. Klappe zu. Und Zukunft tot.


Fefe beschreibt, wie weit der Einfluss von Google wirklich reicht

Samstag, 9. Dezember 2017

HDR-Fotos und Filter-Apps: Wenn alle Bilder schöner werden


Smartphones haben das Fotografieren zum Hobby von Millionen gemacht. Die meisten von ihnen wissen nur noch nicht, wie sich die eigenen Aufnahmen mit ein paar Handgriffen zu Kunstwerken machen lassen.

Wenn das Motiv stimmt, wird abgedrückt. Bei Partys, Spaziergängen, Konzerten klicken die Auslöser. Die erste Frühlingsblume, der letzte Schnee, der schöne Sonnenuntergang - immer und überall sind sie heute dabei, die Kameras, die in Wirklichkeit aufgebohrte Telefone sind. Nahm Vati einst noch ganze drei Filme mit in den zweiwöchigen Urlaub, knipst ein begeisterter Hobby-Fotograf dieselbe Menge von 108 Fotos heute an einem Nachmittag. Zu Tausenden und Hunderttausenden landen sie dann bei sozialen Netzwerken wie Flickr, Instagram oder Facebook.

Nur wundert sich dort mancher dann doch, dass seine Werke nicht die gebührende Aufmerksamkeit finden. Und eigentlich auch mit dem Auge des Künstlers selbst betrachtet nicht so toll aussehen wie manches Foto der Konkurrenz. Das hat mehr Farbe. Mehr Brillanz. Mehr Tiefe, Räumlichkeit, eine fast schon gemäldeartige Struktur. Wie machen die das nur?, fragt der Neueinsteiger sich unweigerlich. Und: Wie bekomme ich das auch hin?

Kein Problem, denn was vor einigen Jahren noch eine kostspielige Software und einen aufwendigen Bearbeitungsvorgang erforderte, erledigen heute sogar schon kostenlose Smartphone-Apps. Kleine Programme wie Pixlr, Polarr, Pho.to, Lightroom oder Camera MX verschaffen Fotografen fast unbegrenzte Möglichkeiten, ihre Bilder aufzubessern, zu verfremden, Stärken zu betonen, Schwächen wegzuretuschieren und eine besondere Atmosphäre durch die Verwendung von Filtern zu schaffen.

Die hat der Dienst Instagram einst als Erfolgsmodell entdeckt, die hat inzwischen jede halbwegs brauchbare Foto-App zu Dutzenden an Bord. Selbst einfache Kamera-Apps wie Kamera, Open-Kamera oder das universelle Bildprogramm Google Fotos erlauben es mit ein, zwei Klicks, einem Bild das gewisse Etwas mitzugeben, das vorher nicht da war. Spezialisierte Programme dienen hingegen zum Herauskitzeln besonderer Effekte: Color Splash erlaubt die Farbverschiebung innerhalb eines Bildes, das danach vielleicht nur noch schwarz-weiß ist, aber alle Rottöne beibehalten hat. Andere Apps sorgen für Comic- oder Zeichenstift-Effekte, machen Zeitlupenaufnahmen oder schaffen Platz für Sprechblasen.

An Fotokünstler und die, die sich als solche verstehen, richten sich speziellere Apps, die einen weit größeren Funktionsumfang haben als die Standardfilter von Google Fotos und Instagram. Programme wie Adobe Lightroom, Snapseed, Pixlr Express, Polarr und Camera MX verfügen über einen nahezu unüberschaubaren Bestand an Filtern, Reglern, Auto-Korrektur-Einstellungen und Effekten, die sich beliebig miteinander kombinieren lassen.

Weil alle Programme kostenlos sind und auf allen Smartphones mit halbwegs aktueller Android-Software laufen, ist die Entscheidung, welches man benutzt, nur eine Frage eines ausgiebigen Tests. Adobe Lightroom etwa ist das professionellste Programm, es hat den größten Funktionsumfang und keine übermäßig komplizierte Bedienung. Gerade das absolut Ernsthafte an der App aber wird manchen Gelegenheitsfotografen abschrecken, denn ohne etwas Beschäftigung mit der App werden die eigenen Bilder eher zufällig besser. Pixlr Express dagegen ist einfach, schnell durchschaut und kompakt, es fehlt der App aber ebenso wie denen von Polarr, Magix und Aurora am Überraschungseffekt.

Mit dem geizt dafür die App Snapseed nicht, die vom kalifornischen Unternehmen Nik Software entwickelt wurde - weshalb Google wenig später zuschlug und die Firma aufkaufte. Snapseed wird über neun Werkzeuge und elf Filtergruppen gesteuert, unter jedem einzelnen Punkt warten dann klug sortierte weitere Einstellungsmöglichkeiten, die kombiniert oder nacheinander angewendet werden können. Schon nach kurzer Einarbeitungszeit erzielen auch Anfänger erstaunliche Resultate. Googlenutzer haben zudem den Vorteil, dass Snapseed zumindest teilintegriert in Googles Bildprogramm Fotos ist. Dadurch wird jeder einzelne Arbeitsschritt an einem Bild als neues Foto gespeichert. Wem die Arbeit am Handydisplay zu mühsam ist, der kann auch auf eine Desktop-Variante des Programms zurückgreifen.


Dienstag, 22. August 2017

Google News: Aufstand gegen die neuen Neuigkeiten


Nach einer umfangreichen und undurchschaubaren Umgestaltung der News-Suche erntet der Suchriese Google massenhafte Kritik und Proteste von Nutzern.

Eigentlich gilt der kalifornische Internetriese Google als ein Unternehmen, das seine Nutzer ganz genau kennt. Kaum verwunderlich: Über mehr als ein Jahrzehnt scannt und speichert der Konzern aus Mountain View schon Trillionen Suchanfragen weltweit, er wertet das Verhalten von Milliarden Menschen beim E-Mail-Schreiben aus und erforscht ihre Vorlieben bei der Fotosuche.

Im Internetgeschäft gilt Google als allmächtig und so einflussreich, dass auch die im April vor 15 Jahren gestartete News-Sparte des Unternehmens schnell zu einem beliebten Dienst wurde. Übersichtlich fasste Google hier zusammen, was es an Neuigkeiten gab, der Nutzer konnte die Suche nach seinen Vorlieben konfigurieren, zwischen einzelnen Ländern und Sprachen hin- und herschalten und sich so mit einem kurzen Blick eine Übersicht über die aktuelle Nachrichtenlage machen, ohne auf eine einzige Quelle vertrauen zu müssen.

Obwohl Google die News-Suche nie offensiv bewarb und die Zahl der Nutzer des Angebotes verglichen mit der Zahl der normalen Google-Sucher kaum ins Gewicht fiel, sorgte Google-News für Streit. Medienhäuser beschwerten sich, weil in der Voranzeige ihrer Schlagzeilen beschreibende Texte enthalten waren, die es Lesern erlaubten, sich zu informieren, ohne die Internetseiten der Original-Anbieter zu besuchen. Die Bundesregierung reagierte und goss ein neues Leistungsschutzrecht für Presseverleger in Gesetzesform, das Google zwang, seine News zu überarbeiten und die „Snippets“ zu kürzen.

Die gerade vorgenommene Neugestaltung des Angebotes aber ist eine Idee, die bei Google selbst entstand. Ziel des neuen Designs der Internetseite sei es, so der Firmenblog, Nachrichten „zugänglicher“ zu machen und die Website mit einer besseren Navigation auszustatten. Die neue, klarere Gestaltung lege den Fokus auf „Fakten, verschiedene Perspektiven und verschafft Nutzern so mehr Kontrolle“.

Ein Eindruck, den die Adressaten der vermeintlichen Verbesserung augenscheinlich nicht teilen mögen. Das Echo der Nutzer auf den Umbau fällt verheerend aus, gerade für ein Unternehmen, das von sich behauptet, bei allen Entscheidungen ausschließlich Nutzerinteressen im Blick zu haben.
„Unmöglich“, „nicht nutzbar“ und „ein schlimmer Rückschritt“ lautet der Tenor der Einträge im Google-Hilfeforum. Wie hier wird auch auf anderen Diskussionsplattformen kein gutes Haar an der Neugestaltung gelassen.

Statt „mehr Kontext und mehr Einflussmöglichkeiten“ (Google) gebe es weniger Quellen, mehr toten Weißraum und null Übersicht. „Obwohl weniger Informationen dargestellt werden, wird mehr Platz gebraucht“, urteilt der deutschsprachige Googlewatch-Blog.

Google selbst hat auf die verheerenden Kritiken bislang nicht reagiert.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Deutsche Datentrottel: Wie die EU sinkende Preise verhindert


Obwohl Deutschland beim mobilen Internet weit abgeschlagen ist und die Kunden unter hohen Preisen leiden, sehen Kartellamt und EU-Behörden keinen Grund zum Eingreifen. Mit neuen Plänen zur Abschaffung des Roaming wird ein gemeinsamer europäischer Markt für Telekommunikation nun endgültig und für alle Zeiten unmöglich. 

Dass etwas gründlich schief läuft zwischen Deutschland und der mobilen Datenzukunft, das ist kaum zu übersehen. Wollen Dänen, Letten oder Polen mobil mit ihren Smartphones oder Tablets ins Internet, dann buchen sie eine Flatrate. Die ist mit um die 16 Euro günstig. Und sie ist nach oben offen - egal, wie viel Daten herunter- oder hinaufgeladen werden, es gibt keine Volumenbegrenzung, keine Geschwindigkeitsbremse, nichts.

Für deutsche Kunden unvorstellbar. Hierzulande bekommt der durchschnittliche Surfer höchstens ein bis zwei Gigabyte Datenvolumen zu dem Preis, zu dem einem dänischen Nutzer grenzenlose Datenmengen zur Verfügung stehen.


In der aktuellen Untersuchung des Digital Fuel Monitors, der Datenpreise in ganz Europa verglichen hat, steht Deutschland auf dem drittletzten Platz, abgeschlagen hinter Finnland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Schweden, aber auch hinter Italien und Spanien. Und nur knapp vor Rumänien und Zypern. Umgerechnet ist mobiles Surfen in Deutschland bis zu 50 mal teurer als anderswo in Europa. Nur die vergleichsweise hohen Einkommen lassen die Bundesrepublik statistisch gut aussehen: Durchschnittlich 0,5 Prozent seines Einkommens gibt ein Deutscher für Mobilfunkleistungen aus. Das ist ähnlich wenig wie Österreicher, Dänen oder Finnen bezahlen. In Griechenland, Ungarn und Rumänien sind es dagegen stolze drei Prozent, weltweit im Durchschnitt 6,6 Prozent und in manchen afrikanischen Ländern sogar über die Hälfte des Gesamteinkommens.


Fünf Jahre Agenda



Vor fünf Jahren hatte die EU-Kommission erstmals eine "Digitale Agenda" vorgestellt, mit der Europa zu einem einheitlichen digitalen Binnenmarkt zusammenwachsen sollte. Der würde, so die Kommission, einerseits eine "universelle Breitbandversorgung in Kombination von Festnetz und Mobilfunk" garantieren. Und andererseits bis 2020 ultraschnelle Internetanschlüsse mit mehr als 100 Mbit/s für alle Bürger bereitstellen. 


2015 bekräftigte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, dass an dem Vorhaben festgehalten werde. Er wünsche sich "paneuropäische Telekommunikationsnetze, grenzüberschreitende digitale Dienste und eine Gründungswelle bei innovativen europäischen Start-ups", sagt der Luxemburger bei der Vorstellung von 16 Einzelinitiativen, die dazu führen sollen, "dass alle Verbraucher die besten Angebote bekommen und alle Unternehmen im größtmöglichen Markt tätig werden können" (Juncker).

Ein Wunsch, der bis heute nicht in Erfüllung gegangen ist. Obwohl gerade der Zugang zu den mobilen Netzen ein paneuropäisches Geschäft ist, das nicht an Ländergrenzen Halt macht, erschöpft sich das Engagement der EU-Kommission für einen freien Zugang aller zu den günstigsten Angeboten in ganz Europa seit Jahren im medienwirksamen Kampf gegen das Roaming - also die mit Zusatzkosten verbundene Netznutzung im europäischen Ausland. Weder untersucht das deutsche Kartellamt die hohen Preise im Inland noch tun die EU-Wettbewerbshüter mehr als gelegentlich in Studien riesige Unterschiede bei den "mobile broadband prices" (Titel) im gemeinsamen Markt zu konstatieren. Deutsche Mobilfunkkunden sind so gezwungen, ihre Verträge bei deutschen Mobilfunkfirmen abzuschließen, obwohl deren Angebote dem Vergleich mit der österreichischen oder polnischen Konkurrenz nicht im entferntesten standhalten.


Polen hat es gut

Zehn Gigabyte Datenvolumen gibt es in Polen als Startangebot für 2,25 Euro - hinter der Offerte steht die polnische Tochter der Deutschen Telekom, die im Tarif S-Data Comfort in Deutschland ein Gigabyte für 13,95 Euro anbietet. Ähnlich krass ist der Unterschied zu Österreich: 2 GB <> kann ein Kunde des Anbieters Drei hier zum Preis von 4,90 Euro nutzen. Im deutschen E-Plus-Netz kostet das mit 7,45 Euro in der günstigsten Variante rund 50 Prozent mehr. Und dabei wird es auch ab kommendem Sommer bleiben, wenn die so lange beschworene Abschaffung der Roaminggebühren Realität wird. 

Denn obwohl Andrus Ansip, EU-Kommissionsvizepräsident und zuständig für den digitalen Binnenmarkt, bei der Ankündigung des Roaming-Endes demonstrativ behauptete, der Beschluss sei "das Ergebnis intensiver Bemühungen, ein offenes Internet zu schaffen", bleiben die nationalen Märkte streng abgeschirmt.

Zwar ist es richtig, dass "die Europäer für Handygespräche auf Reisen in der EU denselben Preis wie für Handygespräche zu Hause zahlen", wie Ansip sagt. Doch die Betonung liegt auf "wie zu Hause": Wer einen Vertrag aus Lettland oder Polen hat, surft auch in Frankreich, Rumänien oder Deutschland so günstig wie daheim. Wer dagegen mit seinem teuren deutschen oder zypriotischen Vertrag auf Reisen ist, zahlt weiter die 50-fach teureren Gebühren, die für ihn zu Hause anfallen.


"Paneuropäische Telekommunikationsnetze" wie sie sich Juncker wünschte? Kein Gedanke. Aus der Absicht der EU, "Barrieren im digitalen Binnenmarkt einzureißen", wie es Andrus Ansip genannt hatte, ist ein Vorhaben geworden, das dem digitalen Binnenmarkt einen Riegel vorschiebt. Denn wer nun glaubt, er könne sich im Vertrauen auf die ja demnächst abgeschafften Roaming-Gebühren im Urlaub eine Sim-Karte mit billigem dänischen oder polnischen Tarif zulegen und sie dann zu Hause nutzen, hat nicht mit der guten Lobby-Arbeit der Mobilfunkanbieter gerechnet.


Die haben sich nämlich bei der EU-Kommission Ausnahmen für das sogenannte permanente Roaming erteilen lassen, weil der dauerhaft in Deutschland genutzte österreichischen Vertrag "marktschädigend wirken" könnte. 


Daher dürfen Anbieter, sobald sie bemerken, dass ein Kunde sich benimmt, als gäbe es einen wirklichen digitalen Binnenmarkt, Aufschläge verlangen, um das Ausnutzen der Preisunterschiede zu unterbinden.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Erfindung aus Halle: Abschied von ver­stimm­ten Gitarren



Das Teil, das eine Lösung für ein riesiges, weltweites und jahrhundertealtes Menschheitsproblem bringt, ist winzig. Wie eine Pfeilspitze geformt, flach und mit zwei kleinen Ecken am Ende, so sieht er aus, der String Butler, mit dem der Hallenser Sven Dietrich aufgebrochen ist, eine Frage zu beantworten, die Profi- wie Hobbymusikanten seit dem Mittelalter beschäftigt: Wie lässt sich verhindern, dass sich meine Gitarre unablässig verstimmt?

"Viele Gitarristen kennen das Problem, dass bestimmte Gitarrenmodelle sich während des Spielens immer wieder verstimmen", erzählt Dietrich, der in Halle ein Gitarrencafé betreibt und Gitarrenunterricht gibt. Als Gitarrist - früher etwa bei der Band Ragemachine - suchte er lange nach einer Lösung. Und fand sie mit dem String Butler.

"Etwa ein Jahr habe ich gebraucht, weil sich die Form immer noch etwas verändert hat", erzählt der Hallenser, der seine Erfindung auch in einem Video auf Youtube (oben) vorstellt. Dietrichs Idee ist denkbar einfach wie alle genialen Erfindungen: Der "String Butler" ist ein kleines Teil, das auf der Kopfplatte der Gitarre angebracht wird und die Saiten so umlenkt, dass sie gerade auf die Stimm-Mechaniken zulaufen. Die ersten Prototypen aus der halleschen Metallwerkstatt "Zone Light" bewiesen Dietrich zufolge, dass der String Butler bei vielen Gitarrenmodellen die Krankheit des schnellen Verstimmens heilt.

Die Idee aus Halle erobert inzwischen die Welt. Sven Dietrich hat Kunden nicht nur in Deutschland, sondern auch den USA, Kanada, Neuseeland und Singapur. Grund für ihn, beim Geldsammelportal Kickstarter eine Kampagne zu starten, die helfen soll, eine aus Acryl gefertigte Version des String Butler zu entwickeln. Rund die Hälfte der Finanzierung ist geschafft, knapp zwei Monate sind noch Zeit.

Direkt zum Erfinder geht es hier:
www.string-butler.com

Mittwoch, 24. August 2016

Ausbau der Überwachung: Die Codeknacker vom Amt


Whatsapp und Google bieten ihren Nutzern inzwischen Verschlüsselung serienmäßig. Die Bundesregierung reagiert darauf: Eine neue Behörde soll die Sicherheitsalgorithmen entschlüsseln.

Google machte den Anfang, aber der war bescheiden. Als der Suchriese, nebenher auch einer der größten E-Mail-Anbieter weltweit, im Dezember 2013 ankündigte, den Kommunikationsverkehr seiner Kunden künftig standardmäßig zu verschlüsseln, war das mehr Versprechen als Realität. Weil Verschlüsselung nur funktioniert, wenn Sender und Empfänger mitmachen, war letztlich nur rund ein Drittel der Mails keine elektronische Postkarte, in die jeder hineinschauen konnte.

Doch das hat sich geändert. Weil immer mehr E-Mail-Dienste und Messenger auf Verschlüsselung setzen, sind heute im Durchschnitt mehr als 85 Prozent aller E-Mails chiffriert, die Googles G-Mail-Dienst sendet und empfängt. Der Benutzer selbst merkt das nicht, denn bei ihm kommt immer Klartext an, weil nur die Übermittlung verschlüsselt wird.

Doch ein Problem damit haben Ermittlungsbehörden: Greifen sie irgendwo zwischen Sender und Empfänger in einen Mailwechsel ein, können sie zwar die Daten abgreifen. Nur lesbar zusammensetzten können sie sie nicht, weil ihnen der Schlüssel zum Schloss fehlt. Auch bei Whats-app oder der aus Sachsen-Anhalt stammenden Messenger-App Chiffry hat jede Nachricht ihr eigenes Schloss mit einem eigenen Schlüssel, so dass nicht einmal die Anbieter die über ihre Server laufenden Inhalte in Klartext verwandeln können. In den USA verurteilte ein Gericht Apple dazu, chiffrierte Kundendaten - in diesem Fall ein Passwort - an einen Geheimdienst herauszugeben. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Konzern dazu gar nicht in der Lage war.

Gut für die Nutzer, schlecht für Ermittler und Geheimdienste. Die Bundesregierung plant deshalb nach einem Bericht des sogenannten Rechercheverbundes von Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR die Einrichtung einer neuen Code-Knacker-Behörde. In dieser„Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich“ - abgekürzt Zitis - sollen 400 Mitarbeiter Techniken für die Überwachung des Internets und von Messenger-Diensten entwickeln. Ihre Aufgabe sei es, damit Strafverfolgern und Staatsschützern zu helfen, künftig auch verschlüsselte Botschaften im Netz mitlesen zu können. Entsprechende Pläne sollen zwei Staatssekretäre aus dem Bundesinnenministerium und das Kanzleramt Abgeordneten der Regierungsparteien bereits vor Beginn der Terrorwelle vorgestellt haben, die Deutschland zuletzt erschütterte.

Zumindest beim Selbstmordanschlag von Ansbach spielten verschlüsselte Whatsapp-Chats offenbar eine Rolle, so dass die Pläne zum Start von Zitis im kommenden Jahr nun noch mehr regierungsamtlichen Schub bekommen. Der Bundesinnenminister schließt sich Frankreichs Kampagne gegen verschlüsselte Kommunikation an, bei der die Tatsache allein, dass Menschen unbeobachtet vom Staat kommunizieren, zum Verdachtsmoment erklärt wird. De Maiziere möchte nun für sich "rechtsstaatlich eng begrenzte Möglichkeiten geben, verschlüsselte Kommunikation zu entschlüsseln", wobei die enge Begrenzung wie immer nicht lange halten wird.

Gesucht werden für die künftige Bundescodeknackerbehörde derzeitvor allem IT-Spezialisten. Bis zum Jahr 2022 soll das neue Alt bereits 400 Mitarbeiter beschäftigen. Für das kommende Jahr sei ein Budget im niedrigen zweistelligen Millionenbereich geplant.

Der ehemalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, hat den Aufbau von Zitis inzwischen harsch kritisiert. Die Strafprozessordnung liefere keine Rechtsgrundlage für den Einsatz von Staatstrojanern. Thomas de Maizière hatte im Stil einer großen Semantikers auf diesen Umstand reagiert: "Die Behörden müssen technisch können, was ihnen rechtlich erlaubt ist", hatte er in Umkehrung seiner Absichten verlautbart, als liege es am technischen Unvermögen, dass der Staat nicht bei allen seiner Bürgern mitlesen darf. Nicht an grundgesetzlichen Regelungen.

Montag, 22. August 2016

Bioo Lite: Handy-Strom aus dem Blumentopf

Eine ganz normale Grünpflanze lädt das Smartphone auf? Beim Bioo Lite geht das:
Grün ist der Grundgedanke, grün auch die Umsetzung. Das spanische Unternehmen Arkyne Technologies hat wirklich einen Blumentopf entwickelt, der Handys auflädt.

Was im ersten Moment etwas seltsam klingt, ist weder Spinnerei noch Schwindel: Der Bioo Lite-Topf verfügt unter dem Platz, den Erde und Blattpflanze benötigen, über eine zweite Etage, in der in einem Substrat Bakterien leben, die mit Wasser reagieren, wenn die Pflanze beginnt, Kohlendioxid in Sauerstoff umzuwandeln und der in den Boden gelangt, wo ihn das Wasser aufnimmt.

In einem Video erklärt Arkyne genau, wie der grüne Strom in der ebenfalls in der Tiefe des Topfes verborgenen Batterie landet. Ehe er von dort aus über ein einfaches USB-Kabel zu einem - hübsch in einem Steinchen versteckten - USB-Anschluss gelangt, an den man Handy oder Tablet zum Aufladen hängen kann.

Von da an funktioniert alles wie an jeder anderen Steckdose: Laut den Erfindern kann eine Pflanze genug Energie liefern, um ein Smartphone bis zu dreimal pro Tag aufzuladen. Dabei wird sowohl nachts als auch tagsüber Strom produziert. Es wird von rund 3,5 Volt und 500 Milliampere gesprochen, abhängig sei das davon, welche Art Pflanze im Topf steckt. Um die nachzuladen, braucht Bioo Lite nichts Besonderes: Regelmäßiges Gießen reicht völlig aus.

Mehr zum Elektrotopf:
www.bioo.tech

Mittwoch, 15. Juni 2016

Die Daten-Deppen des Kontinents: Warum mobiles Internet in Deutschland teurer ist als sonst irgendwo


Die Deutschen sind beim Surfen per Smartphone die Deppen des Kontinents. Das mobile Netz hierzulande ist langsam, die Anbindung ist schlecht - aber dafür lassen sich die Anbieter für kleines Datenvolumen ganz groß bezahlen.

Letztes Jahr ist es passiert. Deutschland fiel erstmals hinter Finnland zurück, das 82-Millionen-Volk unterlag den gerade mal 5,5 Millionen Finnen: Die hatten 2015 zum ersten Mal mehr Datenvolumen beim mobilen Surfen verbraucht als Deutschland. 627 000 Terabyte benutzten die Finnen per Smartphone. Nur 591 000 die Deutschen. Ein Klassenunterschied.

Zumal auch die Gesamtbilanz düster für Deutschland aussieht. 11,5 Gigabyte Datenvolumen verbrauchten die Deutschen pro Person im Durchschnitt über das gute alte Festnetz-Internet (DSL, Kabel). Die Finnen kamen auf 9,7 Gigabyte - per Mobilgerät über Mobilfunknetze.

Zwei Zeitalter, die hier aufeinandertreffen. So oft in Deutschland auch davon die Rede ist, die Gesellschaft fit machen zu wollen für die Mobil-Ära, so langsam kommt das Vorhaben voran. Liegt Europas führende Industrienation bei den Anschlüssen ans mobile Netz mit Platz 18 gerade noch unter den Top-20 der Welt - knapp hinter Marokko, Bulgarien und Russland - bummelt es bei den Anschlusskosten weit hinter den Weltbesten.

Wie das finnische Beratungsunternehmen Rewheel herausgefunden hat, kostet ein Gigabyte Netzzugang in Europa durchschnittlich 2,77 Euro - mit geradezu gigantischen Abweichungen nach oben und unten. Bei den finnischen Providern TeliaSonera und Elisa etwa erhalten Kunden für 35 Euro mindestens 50 Gigabyte Datenvolumen, in Estland bietet Elisa dafür auch noch 40 Gigabyte im Monat. Mobilfunknutzer in Frankreich, Dänemark, Lettland, Schweden und Großbritannien haben nach den Untersuchungen von Rewheel zumindest die reelle Chance, für 35 Euro etwa 20 GB Datenvolumen zu bekommen. In Österreich sind es 13 Gigabyte, in Litauen und Polen können wenigstens noch zehn Gigabyte genutzt werden.

Deutschland fällt hier aus der Reihe. Günstige Angebote werben hier mit Kosten von sieben bis elf Euro für Verträge über ein einziges Gigabyte Datenverkehr im Monat. Preise, die rund 40 mal höher liegen als die in Finnland, 20 Mal teurer sind als in Frankreich und zehnfach mehr kosten als in den Nachbarstaaten Österreich und Polen.

Deutschland ist damit in Europa Außenseiter, deutsche Mobilkunden sind die Deppen des Kontinents. Nur in den Niederlanden, Belgien, Ungarn und Griechenland wird noch weniger mobil gesurft als in Deutschland, in dem jeder Bürger mit durchschnittlich 0,59 Gigabyte Volumen auskommt. Zum Vergleich: Jeder US-Amerikaner nutzt 2,56 Gigabyte, jeder Däne drei und jeder Finne nahezu zehn.

Selbst im Vergleich zum EU-Durchschnitt sind mobile Daten in Deutschland fünfmal teurer. Und sie werden entsprechend weniger genutzt. Ein Teufelskreis, zu dem politische Entscheidungen vor mehr als 15 Jahren den Grundstein legten. Damals versteigerte die Bundesregierung die UMTS-Lizenzen an Mobilanbieter, die für den Zugang zum schnellsten Netz zweistellige Milliardenbeträge bezahlten. Die gewaltigen Kosten belasteten den Ausbau des Netzes und verhinderten, dass mobile Zugänge preisgünstig angeboten wurden.

Dabei ist es bis heute geblieben - und ändern wird auch das Kartellamt daran nichts. Trotz der auffälligen Preisunterschiede, heißt es bei dessen Pressesprecher Kay Weidner, „haben wir derzeit keine Untersuchungsergebnisse zu der kartellrechtlichen Bewertung der Mobilfunkpreise in Deutschland“. Von auffälligen Preisunterschieden zwischen nationalen Märkten könne „nicht unmittelbar auf wettbewerbliche Probleme in einem bestimmten Mitgliedsstaat geschlossen werden“, ist das Kartellamt überzeugt.

Die Wettbewerbsbehörde der EU-Kommission antwortete auf eine Nachfrage zu den auffälligen Preisunterschieden für mobile Datenraten auf dem gemeinsamen europäischen Markt übrigens gar nicht.

Der Datenvergleich von Rewheel steht hier

Donnerstag, 3. März 2016

Streamingboxen: Strom ist in der kleinsten Hütte


Mit neuartigen Sticks machen Amazon, Google und eine Reihe anderer
Anbieter den inzwischen so beliebten TV-Boxen Konkurrenz.


Wie so oft war der amerikanische Hightech-Konzern Apple seiner Zeit voraus, als Firmenchef Steve Jobs im März 2007 „nur dieses eine Ding noch“ vorstellte. Es war ein kleines schwarzes Kästchen, runde Ecken und ein paar Steckdosen. Mit 40 Gigabyte Speicherplatz war der Apple TV aus heutiger Sicht üppig bestückt, aber seinerzeit waren selbst DSL-Anschlüsse noch recht langsam, wer einen Film im Internet sehen wollte, tat eben gut daran, ihn vorher abzuspeichern.

Der Apple TV ist nie ein richtig großer Erfolg geworden. Dafür aber wurden es Nachfolgemodelle von Konkurrenten. In den USA schaffte die Online-Videothek Netflix das Kunststück, eine ganze Kompanie von Playern der Hersteller Roku, LG, Samsung und Microsoft zu beliebten Wohnzimmer-Accessoires zu machen. In Deutschland brauchte Amazons Fire-TV-Box knappe zwei Jahre, um in Millionen Haushalten einen Platz zu finden. Und auch Google landete mit seinem Nexus-Player einen Achtungserfolg.

Aber schon scheint sich das Zeitalter der sogenannten Network-Player dem Ende zuzuneigen. Sowohl Google als auch Amazon setzten zuletzt stärker auf preisgünstigere Sticks zum Anschluss von TV-Geräten ans Internetfernsehen. Rund 40 Euro spart, wer den Fire-Stick statt der Fire-TV-Box kauft, im Google-Universum ist der Chromecast-Stick sogar 64 Euro billiger als der Nexus-Player.

Was aber büßt man ein, wenn man sich für die günstigere Variante entscheidet? Welche Funktionen haben die Boxen, über die die Sticks nicht verfügen? Welche Vorteile gibt es, welche Nachteile?
Klar ist, dass Sticks, wie sie Amazon und Google, aber auch Samsung, Hama und zahlreiche weitere Firmen anbieten, einem anderen Prinzip folgen als TV-Boxen. Statt eines kleinen Computers, der ins heimische Wlan eingeklinkt wird und Signale von dort selbst verarbeitet, sind Sticks nur kaum fingergroße Empfangseinheiten von bereits verarbeiteten Signalen. Für den Zuschauer ist das nicht entscheidend, denn der Unterschied ist bei laufendem Film oder einem Youtube-Clip nicht zu sehen. Bei der Programmwahl aber macht er sich doch deutlich bemerkbar.

Denn wo eine TV-Box auch funktioniert, wenn kein PC, Laptop, Tablet oder Smartphone in der Nähe ist, benötigt der TV-Stick dringend ein externes Bedienpult. Das liegt an der grundsätzlichen Funktionsweise: Die TV-Box nimmt selbständig Verbindung mit dem Internet auf und kann hier - mit dem Fernseher als Bildschirm - über eine Fernbedienung durch Filmlisten, Apps und zu eigens optimierten Internetseiten gesteuert werden. Der TV-Stick dagegen, über die HDMI-Buchse an den Fernseher gesteckt, bleibt ohne Steuerungsgerät trotz Netzanbindung über Wlan blind und stumm: Er sieht nichts, sendet nichts und lässt sich zu nichts gebrauchen.

Erst mit der Kopplung an ein Smartphone oder einen Computer spielt der Stick die Vorteile aus, die er trotz des niedrigeren Preises hat. Entscheidend ist dabei vor allem, dass es sich um ein vergleichsweise offenes System handelt. Während die Fire-Box, aber auch der Nexus-Player gefangen sind im Biotop der Amazon- beziehungsweise der Google-Play-Bibliothek, ist es dem Chromecast völlig gleichgültig, welche Inhalte er an den Fernseher überträgt. Im Grundsatz gilt einfach: Alles, was an Internet-Inhalten auf einen Bildschirm übertragen werden kann, lässt sich mit einem Klick auch auf dem Fernsehbildschirm zeigen. Einzige Voraussetzung ist die - kinderleichte - Installation einer Steuerungsapp wie Google Cast, die es mit einem Klick ermöglicht, den Inhalt des Computer- oder Smartphonebildschirms auf das TV-Gerät zu übertragen. Die Einrichtung braucht keine Computerkenntnisse, nach zwei Minuten läuft alles.

Und das heißt, wirklich alles. Zwar hat Amazon seinen Fire-Stick auf die eigene Prime-Filmfarm geeicht. Doch beim Chromecast und bei den Sticks der freien Anbieter ist die Freiheit nahezu grenzenlos. Egal, ob Playstore, Prime, Netflix oder Maxdome, was am Rechner läuft, läuft auch auf dem Fernseher. Ohne Arbeit an PC oder Laptop zu stören: Ist ein Film erst einmal gestartet, kann weitergearbeitet werden, ohne dass neu aufgerufene Fenster am PC erscheinen.

Samstag, 2. Januar 2016

Handymarkt: Ende des mobilen Wunders

Ein Jahrzehnt nach dem ersten Smartphone ist die Luft raus aus dem mobilen Markt.

Das neue Zeitalter begann am 9. Januar 2007, als Apple-Chef Steve Jobs bei der Macworld Conference in San Francisco auf die Bühne trat und dem staunenden Publikum das erste iPhone präsentierte. Eine Revolution, die in nicht einmal zehn Jahren seitdem die ganze Welt verändert hat. Dem Smartphone-Pionier Apple folgten zahlreiche weitere Hersteller wie Samsung, LG und Microsoft. Inzwischen besitzen weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen schlaue Telefone mit Touchscreen.

Doch der weitere Weg, das verraten die Verkaufszahlen des zurückliegenden Jahres, wird kein so leichter mehr sein. 2015 wird voraussichtlich das erste Jahr sein, in dem der Smartphonemarkt nur noch einstellig gewachsen ist. 9,8 Prozent mehr smarte Handys konnten 2015 abgesetzt werden, hat die International Data Corp. berechnet.

Damit sind 2015 etwa 1,43 Milliarden neue Smartphones verkauft worden - so viel wie nie zuvor, allerdings eben erstmals nicht zweistellig mehr als vorher.

Ein Trend, der nach Ansicht der Marktforscher anhalten wird. Vor allem der Absatz in Entwicklungsländern wie China, Indien und Indonesien habe das Wachstum in den letzten Jahren getrieben. Der Markt in China aber sei mittlerweile gut gesättigt. Wie in den meisten westlichen Ländern überwiege im Reich der Mitte die Anzahl der Käufer, die ihr altes gegen ein neues Smartphone tauschen, die derjenigen, die zum ersten Mal eins kaufen, so die IDC. Der chinesische Markt wachse deshalb noch weniger als der weltweite. Nach letzten Prognosen kam der gesamte chinesische Markt in diesem Jahr nur noch auf ein Wachstum im niedrigen einstelligen Bereich.

Damit stößt die Smartphone-Industrie erstmals an Grenzen, auch weil der in vielen Ländern verbreitete Analphabetismus, grassierende Armut und das Fehlen von Hochgeschwindigkeitsnetzen immer noch Millionen Menschen vom mobilen Internet ausschlössen. Dennoch gelten der Nahe Osten und Afrika nach Angaben von IDC-Programm-Direktor Ryan Reith für die Zukunft als Hoffnungsträger. Hier rechnen die Forscher mit Wachstumsraten von um die 50 Prozent, weil immer mehr Firmen immer günstigere Smartphones anbieten.

Im Westen hingegen geht der Trend zu edleren Geräten. In den USA übertraf der Absatz des iPhone 6s am sogenannten Black Friday in diesem Jahr den vom vergangenen um 36 Prozent. Der Verkauf des Samsung Galaxy S6 legte sogar um 68 Prozent zu.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Der Sound zum Buch zum Film zum Pullover


Internet-Händler kennen ihre Kunden besser als die sich selbst - Psychogramm entsteht aus Netzwerk von Daten

Wie klingt Harry Potter? Welchen Sound hat Erich Fromm? Und was liest, wer Jennifer Lopez hört? Dass ausgerechnet Marius Müller Westernhagen Leute fasziniert, die Romane von Stephen King sammeln, läßt sich vielleicht noch denken. Doch dass auch Menschen, die Montak Chias Sex-Ratgeber "Öfter, länger, besser" lesen, dabei an des dünnen Barden Lippen hängen, hätte wohl niemand gewusst.

Gäbe es nicht Jeff Bezos, Chef und Gründer des weltgrößten Internet-Buchladens amazon.com. Der jedoch erkannte schon vor Jahren, dass ein Internet-Shop seine Kunden nicht einfach mit einem Angebot von ein paar hunderttausend Büchern und CDs allein lassen darf. Nein, wie der Händler vom Tante-Emma-Laden an der Ecke muss er seine Besucher und ihre Vorlieben kennen.


Wenn solches Wissen Macht ist, ist Bezos deutsche Dependance amazon.de unglaublich mächtig. In der Datenbank des eCommerce-Pioniers webt eine komplexe Software aus den Datenspuren von täglich zehntausenden Besuchern ein deutsches Psychogramm, das vielleicht mehr über den Gemütszustand der Nation verrät als mancher schlaue Aufsatz. 


Denn Amazon weiß: Wer Harry Potter liest, liebt die Beatles. Wer sich für den neuen John Grisham vormerken läßt, verkürzt die Wartezeit bis zum Erscheinen mit dem Abhören des Albums "Black & Blue" von den Backstreet Boys. Und späte Interessenten für Karl Marx' "Kommunistisches Manifest" lesen zwar nebenbei hin und wieder beim Anarchisten Ernest Mandel. Musik aber hören sie dabei offenbar nicht.

Kein roter Faden durch die Daten. Zwischen den gesammelten Hits der US-Schauspielerin Ally McBeal, besonders ausdauernd gehört von den Leserinnen des Standardwerkes "Machiavelli für Frauen", und dem Wiso-Buch "Börseneinführung", dessen Käufer sich häufig gleich noch die Craig-David-CD mit dem feinen Titel "Born To Do It" einpacken lassen, schimmert ein weites und weitestgehend unentdecktes Reich, in dem Nachbarn leben, die wir nicht kennen, und Freunde, von denen wir so gut wie nichts wissen.


Oder wer ist das sonst, der Liebesromane von Marc Levy kauft, die "Solange Du da bist" heißen - und sich dazu die zuckersüße CD "It's only love" von Simply Red anhören mag? Der Christoph Ludewigs Existenzgründerbibel "eCommerce im Internet" schmökert und derweil Metallica samt Sinfonieorchester aus den Boxen ballern läßt? Der schließlich zu Erich Fromms Werk "Die Lust des Liebens" den gottesfürchtigen Soul der Söhne Mannheims auflegt? Die amazon-Datenbank, die sich aus Verkaufszahlen, zufälligen Übereinstimmungen und auffälligen Häufungen nährt, erzählt die Geschichte des Deutschland von heute als Geschichte deutscher Vorlieben. Nichts bleibt ihr verborgen.


Wer Bestseller-Bücher von Joanne K. Rowland oder Thomas Harris ("Hannibal") liest, ist empfänglich auch für Bestsellermusik von Madonna, U2 und Jennifer Lopez. Doch dem Individualisten, der mit Daniel Colemann auszieht, die "Emotionale Intelligenz" zu erforschen, gleicht er dennoch aufs Haar: Was dem einen Mark Knopflers unaufregendes Alterswerk "Sailing To Philadelphia", ist dem anderen das schummrige Summsen auf Jimmy Smiths traurigem Album "Dotcomblues".


Es gibt keinen persönlichen Geschmack mehr im Konsum, alles ist Mainstream, Kalkulation, Marktnische. Jede Kombination ist nur ein wiederkehrendes Muster, das verarbeitet, gespeichert und als Matrix bereitgehalten wird. Häufig aber ist die Empfehlungssoftware, die nichts von Stil und Geschmack ahnen kann, mutiger als es jeder menschliche Händler wäre. Sie deckt auf, was wir nie wissen wollten: Dass Freunde der samtenen Greatest Hits von Sting von Zeit zu Zeit mit Eugen Drewermann in der Sofaecke versinken, um in "Das Eigentliche ist unsichtbar" die Geschichte des "Kleinen Prinzen" tiefenpsychologisch zu deuten.


Wobei Drewermann-Leser gleichermaßen auch potentielle Santana-Hörer sind, die dieser Tage vergleichsweise häufig zu Patricia Cornells Thriller "Brandherd" greifen, dessen Käufer wiederum James Pattersons "Sonne, Mord und Sterne" längst im Regal stehen haben. Direkt neben dem schwülwarmen "Lovers Rock" von Sade und Enyas Säusel-Pop auf "A Day Without Rain" übrigens.
Solches Wissen verwirrt nur noch. Wenn einer Joachim Witts "Bayreuth II" besitzt, ist er dann wirklich ein potenzieller Leser von Jens Oliver Haas' Büchlein "101 Gründe, ohne Frauen zu leben"? Muss, wer Rainald Goetz liest, zwingend den Schrägrock von Tocotronic ertragen können? Und warum sind die Anhänger von Horrorautor Dean Koontz auch Bewunderer von Fräulein-Wunder Britney Spears?


Psychologie muss versagen vor der Vielzahl der Wege, die im Datendickicht von Harry Bloch zu Udo Lindenberg, von Akardi Strugatzki zu "Best of Deep Purple" und Radioheads "Kid A" führen. Die ganze Welt ein Geflecht aus Referenzen. Kunstgeschmack ein Gebäck aus sich überlagernden Links. Der Speicher weiß alles und verrät doch nichts. Laut Amazon.de bevorzugen die Leserinnen des "Machiavelli für Frauen" nicht nur die kratzbürstige Ally McBeal. 


Sondern auch den Gleitcreme-Pop von Lionel Richie.

Dienstag, 10. November 2015

Smartphones - digitale Tagediebe

Smartphones - die kleinen Alleskönner ändern den Alltag, sie ändern die Gesellschaft - vor allem aber scheinen sie inzwischen jeden einzelnen Menschen zu ändern.

Was für eine Frage! Lieber das Handy mit in den Urlaub nehmen oder eine Zahnbürste? Die Antwort ist doch klar, zumindest für eine Mehrheit der zwischen 18- und 45-jährigen Deutschen: Natürlich bleibt die Zahnbürste zu Hause, wie eine aktuelle Studie des Reiseportals Expedia ergab. Logisch, denn ohne Handy geht diese Generation nicht mal mehr zum Bäcker um die Ecke. Geschweige denn auf zwei Wochen Strandurlaub auf Mallorca.

Nicht einmal acht Jahre nach dem historischen Abend, an dem Apple-Chef Steve Jobs das erst iPhone vorstellte, haben die Mobiltelefone mit den Touchscreens den Alltag, die Gesellschaft, vor allem aber jeden einzelnen ihrer Nutzer verändert. Neue Krankheiten wie Whatsappitis und das Phubbing genannte Dauerstarren auf den kleinen Bildschirm in der Hand machen sich breit. Menschen laufen blind durch Städte, weil sie eine Navi-App beobachten. In Kneipen wird gewischt und gelesen, gepostet und geknipst statt zu diskutieren und zu argumentieren.
Alexander Markowetz von der Uni Bonn hat jetzt untersucht, was Smartphones mit Menschen machen - nämlich ganz knapp und grausam gesagt "abhängig, unproduktiv und unglücklich".

Markowetz, Juniorprofessor für Informatik, weiß, wovon er spricht. Der Forscher hat - ironischerweise mit Hilfe einer App die von Informatikern und Psychologen der Universität Bonn zu Forschungszwecken entwickelt worden war - die Handy-Nutzung von 60 000 Personen ausgewertet, die freiwillig über die App "Menthal" Daten an ihn zu liefern bereit waren. Das Ergebnis der Massensammlung ist erschreckend. Im Durchschnitt aktivierten die Besitzer 53 Mal am Tag ihr Handy. Sie unterbrechen damit alle 18 Minuten ihre jeweilige Tätigkeit, mit der sie gerade beschäftigt sind ein Reflex, dem viele schon unterbewusst nachgehen.

"Smartphone-Apps funktionieren wie Glücksspielautomaten", glaubt Markowetz, "wir betätigen sie immer wieder, um uns einen kleinen Kick zu holen". Das Verhalten sei kein exklusiver Tick der Jugend, es ziehe sich vielmehr durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten. "Wir erleben die Entstehung des Homo Digitalis, der einen Großteil seiner Tätigkeiten mittels digitaler Medien abwickelt", sagt Markowetz, der die Entwicklung inzwischen schon bedenklich findet. "Ein Großteil der Zeit verbringen die Menschen mit Social-Media-Anwendungen wie Facebook, WhatsApp und Spielen."

Die digitale Realität verdrängt die Wirklichkeit, was weiter weg passiert, ist im Zweifelsfall wichtiger als das, was unmittelbar erlebt wird. Das Wort Echtzeit bekommt eine neue Bedeutung, seit dank Internet-Flatrate jede Information jederzeit sofort abrufbar ist. Kein Grund mehr für Diskussionen, Wikipedia liefert umgehend Fakten.

Für dramatisch hält Alexander Markowetz dabei besonders die ständigen Unterbrechungen. "Sie erlaubten es nie, sich einer Tätigkeit vollauf zu widmen", urteilt er. Die Folgen seien Unproduktivität und mangelndes Glücksempfinden, weil irgendwo immer das Gefühl herrsche, etwas zu verpassen.

Mittwoch, 4. November 2015

Magix Video deluxe 2016: Fern­seh­stu­dio fürs Wohn­zim­mer


Video deluxe 2016 ist das bislang ausgefeilteste Programm der deutschen Firma Magix - aber es fordert den Rechner mehr als seine Vorgänger.

Ruckelt er zu stark, ist dein Rechner zu schwach, so sieht es aus bei Video deluxe 2016, der neuesten Programmvariante des gleichnamigen Filmstudioklassikers der Berliner Softwareschmiede Magix. Seit 2001 hat sich das Schnitt- und Bearbeitungsprogramm zum meistverkauften zumindest in Europa gemausert - und die inzwischen 22. Version des kompletten Fernsehstudios fürs Wohnzimmer tritt an, diese Führungsposition zu verteidigen.

Magix hat die bewährte Software dazu ein weiteres Mal aufgebohrt und neue Funktionen implementiert, um auf der Verarbeitungsseite mit den immer höheren Anforderungen immer hochauflösender Kameras mitzuhalten. Deshalb auch das Ruckeln und das Auseinanderfallen der Synchronität von Bild und Ton bei Anwendern, deren PC die Minimalvoraussetzungen von Vierkernprozessor mit 2,8 GHz und 2 GB Arbeitsspeicher nicht erfüllt.

Alle anderen aber haben mit Video deluxe 2016 ein mächtiges Werkzeug in der Hand, fast schon professionell Filme schneiden zu können. Dazu wird das Rohmaterial - erstmals erlaubt Magix auch 4K-Filme - einfach aus dem eingeblendeten Verzeichnis auf die Arbeitsoberfläche gezogen, die sich nicht allzusehr verändert hat. Einziger wirklich sichtbarer Unterschied leider: Die Tonspur wird nicht mehr wie bisher komplett angezeigt, sondern nur noch in einer Art Sparvariante, in der sie kaum zu erkennen ist. Klarer Rückschritt, der sich auch in den Standardeinstellungen nicht dauerhaft beheben lässt.

Alles andere aber ist gut überlegt und intuitiv auch von Neulingen zu bedienen. Deluxe 2016 akzeptiert das Einfügen von Material aller gängigen Video- und Bildformate, an Bord ist die Videostabilisationssoftware Mercalli V4 (in der Premium-Variante), dazu gibt es eine umfangreiche Bibliothek mit lizenzfreier Musik, die es erlaubt, eigene Videos etwa zu Youtube zu laden, ohne dort eine Sperrung wegen Urheberrechtsverletzungen zu riskieren.

Alle Elemente von Vorschaubildschirm bis Bearbeitungsspuren lassen sich verschieben, vergrößern oder ausblenden, fertige Vorlagen für Übergänge, Schnitte und sogar ganze Filme ersparen das mühsame Herumfummeln per Hand. Auch die Unterlegung von Bildern mit Musik im Takt lässt sich jetzt automatisieren: Der integrierten Takterkennungsassistent analysiert die untergelegte Musik und schneidet Videosequenzen ins selbe Tempo. Ist das eigene Filmprojekt dann fertig stabilisiert, zusammengeschnitten und auf Takt mit Musik unterlegt, lässt es sich im Format der eigenen Wahl exportieren.

Direkt zum Programm:
www.magix.com

Montag, 26. Januar 2015

Hitchbot: Trampen nach Osten


Der Anhalter-Androide Hitchbot besucht sein Mutterland.

Sechstausend Kilometer hat er im vergangenen Jahr quer durch Kanada zurückgelegt, ohne einen Schritt selbst zu gehen. Das nämlich kann Hitchbot nicht - die aus einem Kübel, Gummistiefeln und einem Tablet-Computer zusammengeschraubte Figur ist ein Tramp-Roboter, zu nichts anderem gedacht, als von Wildfremden mitgenommen zu werden.

Nach dem Trip durch Kanada besucht der Android-Anhalter jetzt das Heimatland seiner Mutter. Frauke Zeller studierte im thüringischen Ilmenau und ging dann an die Ryerson-Uni in Toronto, wo sie Hitchbot mit einem Kollegen zusammen als interaktives Kunstprojekt entwarf, um herauszufinden, wie Menschen im Alltag auf Roboter reagieren. Durchweg positiv, zumindest in Kanada, die Deutschen sind nun ab Mitte Februar für zehn Tage dran.

Der Test-Tramper macht es ihnen leicht: Bis auf Gehen kann Hitchbot fast alles, was ein Tramper braucht: Er hat einen beweglichen Arm, um guten Tag zu sagen, er spricht in ganzen Sätzen und vermag einem Gespräch auch inhaltlich zu folgen. Dazu googelt Hitchbot einfach nach passenden Inhalten.

Das tonnenförmige Wesen, inzwischen von oben bis unten von seinen Fans bemalt und beschrieben, wird hierzulande von einem Fernsehteam begleitet, das täglich von seiner Reise berichten wird, die in München startet. Dabei schießt Hitchbot wie üblich selbst Fotos und lädt sie ins Internet, so dass die Welt seine Reise verfolgen kann. Fast hunderttausend Fans hat der Roboter bei Twitter und Co. bereits, in Deutschland werden sicher etliche neue hinzukommen.

Die ganze Reise live:
hitchbot.me

Freitag, 31. Oktober 2014

Die Antwortmaschine: Kuhen statt googeln

Nicht Suchmaschine, sondern „Antwortmaschine“ nennt sich eine neue Alternative zu den bisherigen Torwächtern im Internet. Swisscows.de will vor allem mit knallhartem Schutz der persönlichen Daten seiner Nutzer punkten. Alle einlaufenden Daten werden verschlüsselt, nicht aufgezeichnet und nicht gesammelt.

Die Server am anderen Ende des Verschlüsselungstunnels stehen in der Schweiz, sind im Besitz des Swisscows-Betreibers und verweigern dank der in der Schweiz geltenden strengen Datenschutzregeln Datenschnüfflern aus aller Welt jeden Einblick. Daneben aber zielt Swisscows auch auf ein neues Benutzungsgefühl: Mit einer hübschen grafischen Aufbereitung der Suchergebnisse in Kachelform können Nutzer sich von ersten Ergebnissen weiterhangeln. Besonders Benutzer von Tablets und Smartphones werden das zu schätzen wissen, denn statt per Hand weitere Suchbegriffe einzugeben, präsentiert ihnen die Antwortmaschine mögliche weiterführende Begriffe auf Kacheln, aus denen per Tipp die gewählt werden können, die die eigene Anfrage präzisieren.

Das spart Zeit und macht Swisscows im Zusammenspiel mit den sehr brauchbaren Suchergebnissen zu einer echten Google-Alternative, die wirklich sinnvolle Antworten statt Millionen von Links liefert.

Zur Antwortmaschine:
Swisscows.de


Montag, 22. September 2014

So fälscht man Mails im Nachhinein

Im Zusammenhang mit einem gerade laufenden Gerichtsverfahren, in dem es auch um eventuell gefälschte E-Mails geht, taucht die Frage auf, wie es möglich ist, elektronische Nachrichten im Nachhinein anzufertigen oder früher erhaltene oder gesendete Nachrichten nach späteren Bedürfnissen zu verändern. Dabei geht es nicht darum, nur Ausdrucke von Mails zu verfälschen, sondern die Frage war: Kann man Mails mit zwei, drei Monaten oder Jahren Abstand so aussehen lassen, als hätten sie einen Inhalt, den sie ursprünglich nicht gehabt haben.

Das geht, natürlich, und es bedarf dazu nicht einmal großartiger Computerkenntnisse. Das Verfahren ist im Gegenteil ganz einfach - und, vorausgesetzt, Sender und Empfänger sind sich einig - kann die Fälschung ohne Mithilfe des Providers nicht einmal nachgewiesen werden.

Das Verfahren ist denkbar einfach. Zuallererst muss das Outlook- oder Thunderbird-Postfach geöffnet werden, in dem sich alte Mails aus dem Zeitraum, aus dem eine inhaltlich anzupassende Mail gebraucht wird. Im zweiten Schritt wird das Postfach so an die Bildschirmgröße angepasst, dass der Desktop des Computers daneben oder darüber sichtbar bleibt. Der dritte Schritt ist noch einfacher: Mit der Maus wird eine zeitlich passende Mail vom Absender oder Empfänger, mit dem der anderslautende Briefverkehr hergestellt werden soll, einfach auf den Desktop gezogen.

Dort taucht nur ein einzelnes Mailsymbol auf, das mit der rechten Maustaste angeklickt wird. Aus dem Klappmenü wird nun "Öffnen mit Editor" gewählt. Daraufhin öffnet sich die Mail in der Vollansicht, in der der Inhalt bearbeitet werden kann. Statt des Originalbetreffs lässt sich nun ein neuer eintragen, statt des ursprünglichen Inhalts kann jeder andere eingetragen werden.

Ist das erledigt, wird die Mail geschlossen und gespeichert. Vorletzter Schritt: Die bearbeitete Mail wird nun mit der Maus wieder ins Postfach zurückbefördert. Dort muss nun nur noch die Originalmail gelöscht werden.

Dasselbe muss im Postfach des Partners der Kommunikation durchgeführt werden, anschließend finden sich auf beiden Computern identische Mails, die aussehen, als wären sie ausgetauscht wurden, obwohl sie das nicht sind. Ohne Hilfe des Providers, der allerdings auch nur helfen kann, wenn die betreffenden Online-Postfächer nicht gereinigt wurden, lässt sich die Veränderung nicht nachweisen - zumindest nicht, wenn der oder die Fälscher nicht vergessen habe, die auf den Desktop verschobene Arbeitskopie ordentlich zu löschen und die von ihr benutzten Speicherbereiche zu überschreiben.

Freitag, 15. August 2014

Lechal: Schlauer Schuh statt Smartwatch

Erst war die Smart-Watch, dann kamen die Fitness-Armbänder, danach die vernetzten Brillen - und jetzt will eine indische Firma mit dem ersten intelligenten Turnschuh Punkte machen.

Der „Lechal“, auf Hindi so viel wie „Nimm mich mit“, wurde ursprünglich als Hilfsmittel für Blinde entwickelt. Die programmieren über eine Handy-App ihr Ziel ein - sprachgestützt natürlich - und werden dann vom Schuh über Vibrationen an der entsprechenden Schuhseite an Hindernissen vorüber dorthin gelotst. Der Hersteller Ducere Technologies hat dem Schuh im Nachhinein mit einer schlauen Sohle Fitness-Funktionen wie Schritt-, Kalorien- und Herzfrequenzzähler eingebaut, so dass er jetzt auch als richtige Sportmaschine für jedermann nutzbar ist.

Dazu verbindet sich der Schuh mit dem Smartphone, das dann als Display für die erfassten Daten dient. Weglaufen ausgeschlossen: Entfernt sich der Besitzer zu weit vom angeschlossenen Smartphone, vibriert der Lechal. Die schlaue Schuhsohle soll noch in diesem Jahr in den Handel kommen und für etwa 100 Dollar verkauft werden. Die Inder hoffen, nach bisher 25 000 Vorbestellungen 100 000 Paar Schuhe absetzen zu können. Preise sind noch nicht bekannt.

Zur Vorbestellung: Lechal.com